Freitag, Oktober 16, 2009

Wahrnehmung

Zwei Freunde waren an helllichtem Tag gemeinsam in ihrer Stadt unterwegs.
Es war ein sonniger, freundlicher Tag. Sie gingen zu Fuß durch belebte Straßen mit viel Verkehrslärm und vielen Menschen. Sie kannten sich gut und waren in ein intensives Gespräch vertieft.

Plötzlich unterbrach der eine das Gespräch: “Hörst Du das?“ fragte er seinen Freund, „da zirpt eine Grille.“ Der andere hielt inne und versuchte das Geräusch ebenfalls wahrzunehmen. „Ich höre gar nichts außer Straßenbahnen, hupende Autos und Fuß­gänger.“, antwortete er. „Doch, doch“, erwiderte der andere. „Du musst nur genau hinhören.“

S
ein Freund war neugierig geworden. Er konzentrierte sich und tatsächlich, nach einer Weile hörte auch er das zarte Zirpen der Grille.

Fußgänger eilten vorbei und außer den beiden schien das Geräusch niemand wahr­zunehmen. „Erstaunlich“, meinte er zu seinem Freund. „Wie konntest Du das bei dem Straßenlärm überhaupt hören?“.

Der andere grinste. „Es kommt immer darauf an, was Du hören möchtest und worauf Du Deine Aufmerksamkeit lenkst. Ich zeig Dir was.“ Er nahm eine Münze aus der Tasche und ließ sie fallen. Klingend fiel sie zu Boden, drehte sich um sich selbst, schepperte und blieb liegen.

Fast augenblicklich drehten mehrere der Vorbeieilenden die Köpfe, verlangsamten ihre Schritte und versuchten heraus­zufinden, woher das Geldgeklimper kam.


„Siehst Du, es kommt immer darauf an, was man hören möchte.“


Kennen Sie das?

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