Donnerstag, Januar 31, 2008

Lernen aus Geschichten – Leben mit der Erinnerung

Projektmanagement geschieht, seit Menschen größere Projekte gemeinschaftlich durchführen. Weder die Planung und Ausrüstung eines Feldzuges, noch der Bau eines Tempels oder einer Festung, noch beispielsweise eine Seereise zur Entdeckung der Westpassage nach Indien sind vorstellbar, ohne dass die Verantwortlichen diese Projekte geplant hätten. Jedoch geschah dies lange Zeit formlos allein aufgrund der Erfahrungen und der Kenntnisse der Verantwortlichen.

Das Wissen darüber wurde weder gezielt bewahrt noch akribisch dokumentiert. Trotzdem hat es sich erhalten und wurde sogar weiterentwickelt. Die mündliche Weitergabe des Wissens ist die älteste aller Formen - und sie funktioniert.


Erst im 20. Jahrhundert nahm diese Weiterentwicklung systematische Formen an. Diese informellen Verfahren wurden zusammengetragen, systematisiert und in die wissenschaftlich aufbereitete Form gebracht werden, unter der heute in Organisationen Projektmanagement betrieben wird.

Projekte sind seitdem eine eigene Organisationsform. Doch Organisationen können nicht lernen im eigentlichen Sinn des Wortes. Lernen können nur Menschen als Mitglieder einer Organisation. Menschen lernen während der Arbeit. Daher vermehrt sich Wissen während der Laufzeit eines Projektes, solange an ihm gearbeitet wird.

Doch kein Projektmitglied hat das umfassende Wissen über das gesamte Projekt. Wie Mosaiksteine setzt sich das Wissen des ganzen aus vielen einzelnen Aspekten zusammen. Je nach Betrachtungsweise gibt es hier sogar Widersprüche und manchmal auch scheinbare Lücken.


Die Gesprächpartner bilden ein lernendes System


und

der direkteste Weg von Mensch zu Mensch führt über einen Umweg - dem Erzählen.


Geschichten lassen uns aus Erfahrungen lernen. Sie berühren uns und bringen eine Saite in uns zum klingen, die Argumente nicht erreichen. Argumente sind Fakten, stärker sind die Bilder der Geschichten. Denn Geschichten berühren uns intensiv, lassen uns träumen und fühlen, Schmerz, Hoffnung und Freude stärker erleben, als Fakten es können. Gute Geschichtenerzähler ermöglichen Lernen aus Erfahrung ohne dass wir es merken müssen.

Dienstag, Januar 22, 2008

Was macht der Wissensmanager mit seinem Wissen?

Sind Wissensmanager nicht auch gerne Wissenssammler?



Kenntnisse bloß zu sammeln ist genauso schlecht, wie Geld zu horten.

Auch Wissen will umgesetzt sein.


(Robert Lee Frost)

Sonntag, Januar 20, 2008

Lebenslanges Lernen

Lebenslanges Lernen ist ja ein nettes und auch wichtiges Schlagwort, was in unterschieldichen Bereichen immer wieder als Anforderung an uns alle in die allgemeine Diskussion geworfen wird.
Die Begründungen dafür sind vielschichtig und zahlreich - im Zeitalter der Wissensarbeiter sind sie auch einleuchtend, irgendwie.
Nur - die bisher beste Begründung dafür habe ich bei Bert Brecht (1898 - 1956) gefunden. Gar nicht so neu, eher alt. Stimmt aber immer noch.
Hier ist sie:

Ich habe gehört, ihr wollt nichts lernen
Daraus entnehme ich: ihr seid Millionäre.
Eure Zukunft ist gesichert - sie liegt
Vor euch im Licht. Eure Eltern
Haben dafür gesorgt, dass eure Füße
An keinen Stein stossen. Da musst du
Auch nichts lernen. So wie du bist,
Kannst du bleiben.

Sollte es dann doch Schwierigkeiten geben,
Da doch die Zeiten
Wie ich gehört habe, unsicher sind
Hast du deine Führer, die dir genau sagen
Was du zu machen hast, damit es euch gut geht.
Sie haben nachgelesen bei denen
Welche die Wahrheit wissen
Die für alle Zeiten Gültigkeit haben
Und die Rezepte, die immer helfen.

Wo so viele für dich sind
Brauchst du keinen Finger rühren.
Freilich, wenn es anders wäre
Müsstest du lernen.

Donnerstag, Januar 17, 2008

Das gesprochene Wort - Macht Sprache effizient?

Hier ist ein Fundstück in der weiten Welt des Internets und
ein originelles Bespiel dafür, dass sich die Denkweise von Menschen über ihre Kommunikation in ihrer Arbeitsweise wiederfindet:

In der sibirischen Ölstadt Megion soll effizienter gearbeitet werden.
Darum hat der Bürgermeister nun Maßnahmen ergriffen. Und die betreffen die Sprache der Einwohner.
"Ich kann nicht": verboten.
"Ich weiß nicht": untersagt.
"Unmöglich" gibt es nicht, und
"zuständig" ist jeder.
Solche Sprachregeln gelten in der sibirischen Ölstadt Megion.
Hier soll effizienter gearbeitet werden.

Und deshalb hat der Bürgermeister der Stadt den Mitarbeitern der Stadtverwaltung befohlen, bestimmte Wörter und Sätze nicht zu gebrauchen. "Es ist eine Anregung für alle Mitarbeiter, zuerst zu denken,bevor sie sprechen", erklärte seine Sprecherin Oksana Schestakowa.
"Zu sagen ‹Ich weiß es nicht›,bedeutet nichts anderes, als die eigene Hilflosigkeit zuzugeben."

Insgesamt 25 solcher Sätze hat Bürgermeister Alexander Kusmin den Beamten verboten. Dazu gehörender Sprecherin zufolge auch
"Da können wir nichts machen",
"Dafür bin ich nicht zuständig",
"Das ist unmöglich",
"Ich esse gerade zu Mittag",
"Dafür gibt es kein Geld" und
"Ich war abwesend/krank/imUrlaub".

Kusmin, bis zu seiner Wahl vor einem Jahr ein Mann der Wirtschaft, wolle die 54.000-Einwohner-Stadt in der Region Chanty-Mansiisk wachrütteln, sagte die Sprecherin weiter. Die 2.300 Kilometer östlich von Moskau gelegene Region zählt zu den weltweit größten Ölproduzenten. Die Zahl der Einwohner steigt jährlich um sieben Prozent. Die nicht ausreichende Anzahl an Wohnungen für die Zugezogenen sei das größte Problem in Megion.

"Die Stadtverwaltung ist dazu da, den Bewohnern das Leben zu erleichtern", erklärte der 33 Jahre alte Kusmin, der in Kanada Wirtschaftswissenschaften studiert hat, auf der Webseite der Stadt. "Die Beamten müssen lernen, Probleme zu lösen und zu beseitigen, anstatt sie zu meiden."

Die neue Arbeitsweise zeige bereits Wirkung, sagte Personalchefin Anna Borowikowa: "Früher war es so einfach, >Ich weiß nicht<>

Montag, Januar 07, 2008

Helden sind wichtig für Projekte

Was sind Helden???

Ohne Held funktioniert keine gute Geschichte.
Der Held ist Identifikations-Figur. Auf ihn werden Wünsche, Erwartungen und Emotionen projiziert. Ein Held ist dazu da, um Abenteuer zu bestehen. Er löst Aufgaben, die allen anderen unmöglich oder viel zu riskant erscheinen. Er stürzt sich ins Risiko, für Außenstehende scheinbar wider besseren Wissens. Ist er erfolgreich, wird er gefeiert. Ist er es nicht, so ist er schlicht kein Held. So einfach ist das.

Eng verbunden mit dem Heldentum ist der Erfolg seines Vorhabens. Nur ein bestandenes Abenteuer ist eines Helden würdig.

Doch was genau macht ihn aus, den Helden?

Vielleicht geht es so:
Der antike Halbgott Herkules stand vor der Aufgabe, zwölf Heldentaten zu vollbringen, von denen jede einzelne eigentlich als undurchführbar galt. Heldentat Nummer eins betraf den Nemeischen Löwen, den Herkules besiegen und herbeischaffen sollte. Das Tier besaß ein Fell, das es unverwundbar machte. Herkules überraschte den Löwen aus einem Hinterhalt, jedoch prallten alle seine Pfeile an dem Fell ab. Der Löwe sprang ihn an, doch Herkules wehrte ihn ab und verfiel auf das geeignete Mittel, das unverwundbare Tier zu töten: Mit bloßen Händen erwürgte er den Löwen, den sein Fell nun nicht mehr zu schützen vermochte. Danach häutete er das Tier mit dessen eigenen Krallen, nur so konnte er das Fell ja überhaupt zurechtschneiden. Aus dem Fell machte er sich einen Umhang, aus dem Löwenkopf fertigte er sich einen Helm. So kehrte er zu seinem Auftraggeber zurück, der von seinem Anblick so verängstigt wurde, dass er in einen Bronzekrug sprang und von nun an nur noch über einen Boten mit Herkules verkehrte.

Echte Abenteuer sind selten geworden. Niemand erwürgt heute mehr einen Löwen mit bloßen Händen, um ein Held zu sein.

Doch Vorhaben mit ungewissem Ausgang gibt es mehr denn je. Man nennt sie Projekte.
Und was wären Projekte ohne Helden. Vorgesetzte verweisen gerne auf sie. Sind sie doch von ihnen und ihrem Erfolg abhängig. Trotz aller Methoden-Spezialisten und Qualitätsmanager: die Projekthelden sichern den Erfolg vieler Projekte. Natürlich werden ihre Taten stets als Ausnahme gewürdigt. Danach ist es höchste Zeit, zum Normalzustand zurückzukehren.

Aber nur bis zum nächsten Projekt ?!?!

Mehr Projektmanagament – weniger Planung

Sie dachten, die Planwirtschaft sei mit dem Fall des eisernen Vorhanges untergegangen?

Irrtum, sie hat es sogar bis in die Mitte des Kapitalismus geschafft – getarnt als Projektmanagement.

Zertifikate vermitteln Sicherheit – oft nur vermeintlich. Oder warum sonst passieren Autounfälle, obwohl doch jeder Fahrzeuglenker über einen Führerschein verfügt?

Nicht anders verhält es sich mit dem Projektmanagement. Da wird gelehrt und zertifiziert in gerne steigendem Umfang. Doch am Ende einer Zertifizierung steht ein zertifizierter Projektleiter. Der ist nicht zu verwechseln mit einem erfahrenen Projektleiter, einem „Könner“. Natürlich kann der Neu-zertifizierte auch eine Menge – da werden Vorgänge geplant, Meilensteine definiert, Risiken berechnet.

Dabei entsteht mühelos ein Projektplan, mit dem man Wände tapezieren kann. Kurz gefasst: „Projektplanwirtschaft“.

Mit Methode wird Projektplanung betrieben, in der eine Reihen von Erfolgsfaktoren in Projekten schlicht übersehen werden: Menschen, Erfahrungen, Zufälle, Kreativität, Gruppendynamik und Teamarbeit.

Natürlich ist eine sorgfältige Projektplanung unabdingbar – nur ist sie eben nicht alles. Auftragsklärung, die eigentlichen Ziele des Projektes, die möglicherweise versteckten Ziele der Beteiligten sind nur ein paar der Faktoren, die im Projekt dringend Beachtung finden müssen. Und das jenseits von Techniken, Checklisten und Planungstools.

Das Wissen darum eignet sich ein Projektleiter im Laufe der Zeit an. Man nennt es Erfahrung. Sichtbar wird es oft nur indirekt, es ist versteckt in implizitem Wissen und in etwas, das wenn überhaupt, mit „Intuition“ umschrieben wird. Wie man das lernt, kommt in den an Fakten und Checklisten orientierten Zertifizierungen nicht vor.

Gute Projektleiter – die „Könner“ - sehen, dass ihr Plan nicht die Realität ist. Dass Dinge anders laufen als geplant. Dass die Wirklichkeit nicht linear, sondern höchst komplex ist. Es geht um den Abschied vom tayloristischen Maschinendenken und um die grundlegende Einsicht, dass „es“ immer anders sein kann als gedacht.

Diese Einsicht ist wesentlich für erfolgreiches Projektmanagement. Das bedeutet auch, in Alternativen zu denken und Pläne als eine Möglichkeit zu begreifen. Eine Variante der Lösung, die jederzeit angepasst und verändert werden kann, um das Ziel zu erreichen – und dies den Projektmitarbeitern gegenüber auch so zu vertreten.