Montag, Oktober 12, 2009

Fehler - nur was für Mutige?

Am letzten Samstag (10. Oktober) habe ich eine der bewegendsten Geschichten über´s Fehlermachen gehört. Ich war auf einer Tagung am Bodensee, bei der es eigentlich um all diese anderen Themen ging: unternehmerischer Erfolg, Ziele setzen, usw. Das genaue Gegenteil von Fehlern und Scheitern.

Und doch war da dieser Vortrag von Anne Koark, die sehr ehrlich und sehr bewegend ihre Geschichte erzählt hat, die Geschichte eines vielbeachteten Start Up Unternehmens, das ins Trudeln geriet und schließlich insolvent wurde. Ein absolut hörenswerter und beeindruckender Vortrag.
Die Erfolgsmünze hat - wie immer und überall - zwei Seiten: den Erfolg und den Verlust. Es ist nicht wichtig, wie man verliert, sondern wie man mit Verlusten umgeht und wie man dann wieder aufsteht. "Die Entstigmatisierung des Scheiterns ist für eine Gesundung der Wirtschaft unerlässlich" - fordert Anne Koark. Und sie erzählt davon mitreißend, berührend und vor allem sehr, sehr mutmachend.
Sie macht sehr deutlich, das Fehler nicht nur etwas für Mutige sind, denn erstaunlicherweise passieren Fehler jedem von uns.

Ein anderer "Mutiger" ist der Unternehmer Werner Kieser, der sogar zugibt, ständig Fehler zu machen. Und er formuliert noch den nächsten Schritt, der unbedingt dazugehört: aus den Fehlern auch zu lernen. Nur so kann sich ein Unternehmen weiterentwickeln.

Dazu passt auch Murphys Gesetz. Fast jeder kennt es. Wenigstens in seiner ursprünglichen Form, die da lautet: "Wenn etwas schief gehen kann, geht es auch schief." Sie sollten wissen, dass dieses Gesetz auch auf Murphys Gesetz selbst zutrifft, denn beim eben zitierten Gesetz handelt es sich nicht um Murphys, sondern um FinaglesFinagles Gesetz der dynamischen Verneinung". Bekannt geworden ist es durch den Science-Fiction-Autor LarryNiven. Um ganz genau zu sein: um "Finagles Gesetz der dynamischen Verneinung".

Damit ist die Sache aber noch nicht zu Ende erzählt, denn es gibt tatsächlich Murphys Gesetz. Und das geht zurück auf den Ingenieur Edward A. Murphy, von dem außer dem sarkastischen Ausspruch, der gleich folgt, nichts weiter bekannt geworden ist.

Die Sache ereignete sich 1949 auf einer Luftwaffenbasis in Kalifornien. Als ein Arbeiter beim Verdrahten eines Energiewandlers einen Fehler machte, bemerkte Edward Murphy trocken: "Wenn es eine Möglichkeit gibt, einen Fehler zu machen, der zur Katastrophe führt, dann wird jemand es tun." Zugegeben, das läuft in etwa auf das Gleiche hinaus wie Finagles Gesetz, und doch ist es ungleich umständlicher, um nicht zu sagen: schlechter formuliert. Kein Wunder also, dass sich Murphy gegenüber Finagle durchsetzen musste.

Was der Ingenieur allerdings nicht mehr formulierte, wahrscheinlich, weil es es für selbstverständlich erachtete: die Fehler führen dazu, dass man etwas (sein Unternehmen, sich selbst oder den Roboter, den man gerade konstruiert) verbessert. Schließlich will man den Fehler ja beseitigen. Und ganz einfach gedacht: um Fehler beseitigen zu können, muss "irgendjemand" sie erst einmal machen. Das heisst nicht, dass man jeden Fehler selbst machen muss, es reicht unter Umständen schon, davon erzählt zu bekommen und die Chance zu ergreifen, daraus zu lernen.

Allerdings sollte man sich auch nicht zu sehr auf Murphys bzw. Finagles Gesetz verlassen und sich darauf einrichten, dass alles früher oder später missglückt. Denn selbstverständlich trifft Murphys Gesetz ganz besonders auf Murphys Gesetz selbst zu. Dann gehen die Dinge gut, obwohl sie nach Murphys Gesetz hätten schief gehen müssen.





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