Freitag, Dezember 19, 2008

Storytelling in Projekten - Teil I: die Projektkommunikation

Nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Projekten kann Storytelling auf verschiedene Weise genutzt werden. Die drei wichtigsten Einsatzgebiete sind:
1. Unterstützung der Projektkommunikation
2. Unterstützung beim Wissensmanagement (Auffinden von Wissen)
3. Unterstützung bei der Lösungsfindung

Mit Storytelling lässt sich die Kommunikation der Projektinhalte unterstützen. Das Projekt kommuniziert über Geschichten den Zweck und das Ziel des Projekts. Je nach Situation erzählen Projektleiter oder Projektmitarbeiter aber auch Auftraggeber oder die vom Projekt Betroffenen. Diese Geschichten sind auf die jeweiligen Stakeholder abgestimmt, z.B. Entscheider, zukünftige Anwender der Projektlösung, vom Projekt betroffene Mitarbeiter.


Ziel ist es, den unterschiedlichen Zielgruppen bestimmte Botschaften und Inhalte zu vermitteln. Themen sind z.B. Projektziel, Status oder Projektnutzen.


Der Projektleiter vermittelt die aktuelle Situation im Projekt im Treffen mit dem Lenkungsausschuss z.B. kurz und treffend mit einer Metapher oder einer Parabel, die die aktuelle Situation beschreibt und genau auf den Punkt bringt. Dadurch bringt er die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer des Lenkungsausschusses genau auf den wichtigen Punkt, den er hervorheben möchte und der Lenkungsausschuss ist über den Vergleich sofort „im Bilde“.


Bei einem Projekt beispielsweise gab es einen Wechsel in der Geschäftsleitung beim Auftraggeber. Das war zwar bereits allgemein bekannt, nicht geplant waren allerdings die erhöhten Kommunikations-Aufwände im Projekt, die dadurch entstanden, dass sich ein neuer Auftraggeber in die Ziele und Aufgaben des Projektes kennenlernen musste und seine eigenen Vorstellungen in das Projekt einbringen wollte.
Der Projektleiter brachte mit der folgende Geschichte brachte die Anfangsschwierigkeiten in der Kommunikation auf den Punkt, bevor er sein Anliegen erläuterte und mit konkreten Fakten argumentierte:

Ein Mann wandert mit schwerem Gepäck beladen auf einer Landstraße. Da kommt ihm ein Bauer mit seinem Pferdewagen entgegen. Der Wanderer hält ihn an: "Wie weit ist es von hier nach Steinberg?" Der Bauer kratzt sich hinterm Ohr und brummelt: "Na ja, mit dem Pferdewagen wohl so eine halbe Stunde." Der Wanderer: "Darf ich mitfahren?" – "Bitte, steigen Sie auf", sagt der Bauer. Sie fahren eine halbe Stunde. Noch keine Häuser in Sicht. Langsam wird der Wanderer unruhig. "Sagen Sie", ruft er dem Bauern von hinten zu, "wie weit ist es denn noch bis Steinberg?" Der Bauer kratzt sich wieder hinterm Ohr und brummelt: "Na ja, mit dem Pferdewagen wohl so eine gute Stunde." Der Wanderer ist entsetzt: "Wie kann denn das sein?! Vorhin haben Sie mir noch erzählt, wir wären eine halbe Stunde von Steinberg entfernt. Und jetzt fahren wir schon eine halbe Stunde!" – "Ja", brummelt der Bauer, "aber in die entgegengesetzte Richtung."

Es muss aber nicht immer eine solche Parabel sein, um eine bestimmte Botschaft anschaulich zu erläutern oder ein Problem zu schildern. Oft sind auch schon die Geschichten „aus dem wirklichen Leben“, also Beispiele oder Erfahrungsberichte aussagekräftig und helfen einem Zuhörerkreis, der nicht genau über Einzelheiten informiert ist, sich in Situationen hineinzuversetzen und Entscheidungen zu treffen. Wie im Beispiel mit dem Lenkungsausschuss des Projektes. Der Lenkungsausschuss ist im wesentlichen über Ziele und Fortschritt des Projektes informiert. Details aber sind den Teilnehmern dieser Runde oft nicht bekannt. Bei der Beurteilung des Projektes ist es daher sehr hilfreich, sich auf eine anschauliche Art ein Bild vom aktuellen Projektstand machen zu können.

Montag, Dezember 15, 2008

Storytelling - wirkt über Emotionen und Bilder


Heute ein kleiner Ausflug in´s Hintergrundwissen.

Alle narrativen Methoden (also schlicht Storytelling) funktionieren, weil sich unser Gehirn anschauliche Dinge leichter merken kann. Der Mensch ist ein "erzählendes Wesen".

Wir können uns Fakten und Sachverhalte leichter merken, wenn man sie uns in einer Geschichte präsentiert. Woran liegt das?


Forschungsergebnisse der Neurobiologie zeigen, dass unser Gehirn am schnellsten und direktesten über Gefühle gesteuert wird. Fakten, die von Emotionen begleitet werden, verankern sich in unserem Gehirn effizienter und nachhaltiger. Wichtige Erfahrungen sind oft mit intensiven Gefühlen verbunden – sei es, dass uns die Ereignisse sehr interessiert haben, wir überrascht wurden oder einen Schreck erlebt haben. Wenn wir uns an diese Erfahrungen erinnern, dann erinnern wir uns auch an die Gefühle in der damaligen Situation. Das Gehirn verbindet Erfahrungen oder Fakten mit den Emotionen, die sie begleitet haben.


Emotionen führen dazu, dass in unserem Kopf eine Abfolge von Bildern entsteht. Diese Bilder können wir uns umso leichter merken, je stärker die Emotionen sind, die wir mit ihnen verbinden. Auf diese Weise funktionieren Geschichten: Sie erzeugen in uns Emotionen und Bilder. Die inneren Bildergeschichten und die Fakten, die sie transportieren, können wir uns gut merken. Es entsteht Wissen, das wir gerne weiter erzählen. Auf dieser Wirkung baut Storytelling auf.

Donnerstag, Dezember 11, 2008

Storytelling und Unternehmenskultur

Angeregt durch den Kommentar zum letzten Posting habe ich mir ein paar Gedanken zum Thema Unternehmenskultur und Storytelling gemacht.
Natürlich bin ich sofort bei der Kultur eines Unternehmens, wenn ich hinterfrage, wie im Unternehmen Wissen kommuniziert wird. Denn letztendlich geht es bei Organizational Storytelling darum.

Herrscht im Unternehmen eine offene Kommunikationskultur, dann ist Storytelling etwas völlig selbstverständliches. So selbstverständlich, das die Sache oft gar keinen Namen hat. Solche Unternehmen mag ich sehr - denn da funktioniert Storytelling so, wie es beabsichtigt ist. Es ist Teil der Kommunikation im Unternehmen.

Für die anderen Unternehmen gibt es da ein paar Geheimnisse zu lüften:
  • Was heisst denn das - "offene Kommunikationskultur"?
Dafür gibt es ein paar Merkmale. Das wichtigst ist, dass man Fragen stellen darf, Antworten bekommt und Kollegen untereinander das auch tun.

zum Beispiel:
"Ihr hattet im letzten Projekt doch dieses spezielle Problem mit der Datenschnittstelle. Wie habt ihr das gelöst ? - Ich glaube, in unserem Projekt haben wir gerade etwas ähnliches..."
oder
"Könnt Ihr mir die Abläufe in der Abteilung xy erklären? Mir fehlen da ein paar Zusammenhänge..."
Eigentlich ganz einfach und selbstverständlich. Der Punkt ist der, es zu tun und von Kollegen auch Antworten zu bekommen. Jeder nimmt sich die paar wenigen Minuten und hillft dem Kollegen mit einer Antwort, einem Beispiel, einem kurzen Erfahrungsbericht, usw. weiter. Schließlich ist man selber auch ab und zu auf Antworten anderer Kollegen angewiesen.

Noch ein Geheimnis:
  • Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt.
Das ist die einzige Ressource im Unternehmen, bei der das der Fall ist. Man muss sich nur trauen. Wenn allerdings die Einstellung im Unternehmen zum Wissen dem nicht entspricht und es für Mitarbeiter vielversperchender ist, Wissen zurückzuhalten, dann vermehrt sich diese Ressource auch nicht. Ganz im Gegenteil, sie wird kleiner und kleiner. Denn jeder der das Unternehmen verlässt, oder sich innerhalb des Unternehmens verändert, nimmt ein Stückchem Wissen mit, das dann für das Unternehmen verloren ist.

Das letzte Geheimnis für heute:
  • Einfach tun.
Storytelling funktioniert umso besser, je weniger man es erklärt und je selbstverständlicher man es mit anderen Methoden und Tools, z.B. aus dem Wissensmanagement oder dem Projektmanagement verbindet.

Zum Beispiel:
Ein Projekt, das sein komplexes Know How und die Abhängigkeiten des Projektes zu seiner Umwelt auf einer Wissenslandkarte grafisch darstellt, hat schon die beste Basis, um den Wissens- und Erfahrungsaustausch in Gang zu bringen. Und bei der Entwicklugn einer solchen Landkarte reden die Teammitglieder miteinander - sie erzählen ihr Wissen.

Also - manchmal ist Storytelling öfter "irgendwo drin" - auch wenn´s gar nicht draufsteht :-)

Demnächst mehr über Storytellign im Projektmanagement ........

Mittwoch, Dezember 10, 2008

Storytelling - was ist das eigentlich - Teil II

Heut noch ein paar Überlegungen zum Thema Storytelling - und wie sich das in Projekten nutzen lässt. Projekte sind nämlich Geschichtenfundgruben.

Wem hören Sie denn mit Vergnügen zu? Dem gewandten Erzähler oder dem akribischen Faktensammler? Es fällt uns leichter, Geschichten zu folgen, als einer Aufzählung von Fakten. Geschichten wecken bei uns Emotionen, hier ist Spannung und Aufregung im Spiel, Geschichten unterhalten uns. Außerdem können wir uns Fakten, die wir in einer Geschichte hören, gut merken.

Geschichten lassen sich auch im Projektmanagement nutzbringend einsetzen. Sie können beispielsweise dazu beitragen, das Projektteam zu motivieren, das Projektziel zu kommunizieren oder Wissen weiterzugeben. Das Erzählen von Geschichten als Methode nennt man "Storytelling".

Storytelling ist knapp formuliert eine Sammlung narrativer Methoden (lat. narrare = erzählen). Es beschränkt sich aber nicht nur auf das Erzählen oder Zuhören, sondern umfasst auch Aspekte wie den Zweck einer Geschichte, den gewählten Verbreitungsweg und die Situation, in der erzählt wird.

Die Learning History-Methode beispielsweise wurde in den 1990er Jahren in den USA entwickelt und wird seitdem von namhaften Unternehmen, z.B. Rank Xerox oder IBM eingesetzt. Hierbei erzählen ausgewählte Mitarbeiter über wichtige Ereignisse oder Abläufe. Dabei bringen sie jeweils ihre eigene Sichtweise des Sachverhalts in ihre Erzählung ein, so dass sich bisher unbekannte Zusammenhänge aufzeigen. Diese werden in einer Lerngeschichte (Learning History) zusammengefasst und in Seminaren anderen Mitarbeitern vorgetragen. Anschließend besprechen die Zuhörer die Geschichte.

Mittels Storytelling ist es möglich, Wissen weiterzugeben oder die Kreativität anzuregen, beispielsweise um für bestimmte Probleme eine Lösung zu finden. Am häufigsten dient Storytelling strategischen Zwecken. Mit Geschichten kann man u.a. neue Werte vermitteln oder die Unternehmenskultur darstellen. Erzählt der Personaler dem neuen Mitarbeiter beispielsweise, dass der Firmengründer – inzwischen mehrfacher Millionär – bei jedem Besuch in der Produktionshalle den Boden nach Schrauben absucht und sie aufhebt, macht er dem Neuling dadurch klar: Wir sind sparsam. Auch der Chef spart, wo er kann. Solche Anekdoten wirken allerdings nur, wenn sie wahr sind. Für andere Situationen (z.B. Problemlösungsprozess) können erfundene Geschichten und Analogien besser geeignet sein.

Der Begriff "Geschichte" ist beim Storytelling weit gefasst. Grundsätzlich reicht er von der Weitergabe von Erfahungen bis hin zur dramaturgisch hochwertigen, spannungsgeladenen Geschichte. In der Praxis lässt sich aber beobachten, dass auch Personen, die eher fakten- und datenorientiert sind, sehr ansprechend erzählen können, wenn sie sich für ein Thema begeistern.

Flexibel ist auch der Rahmen, in dem eine Geschichte erzählt wird: Die Erzählung kann systematisch geplant und verarbeitet werden wie bei der Learning History-Methode. Es kann sich aber auch um eine Anekdote handeln, die der Abteilungsleiter spontan seinen Mitarbeitern erzählt, um sie zu motivieren oder für gute Stimmung zu sorgen.


Storytelling - was ist das eigentlich genau

Storytelling ist im Grunde so einfach, dass ich es heute einfach mal erklären möchte.
Vor allem, weil ich immer weider darauf angesprochen werden, wo dann das Geheimnis liegt.
Menschen lieben offenbar Geheimnisse und die Geschichten "d´rum herum".
In loser Folge werde ich die verschiedenen Aspekte von Storytelling hier ergänzen.


Im Grunde genommen meint Storytelling ja nichts anders als Geschichten erzählen.
Die Frage ist nur, wofür und wem.
Im englischen Sprachraum spricht man von Organizational Storytelling, wenn man das meint, was ich tue.

Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig. Ich arbeite mit der "Grundannahme", dass auch in Unternehmen die "wichtigen Dinge" weitererzählt werden, statt das man sie dokumentiert. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist, dass ich in Unternehmen Wissen über´s erzählen aktiviere, das zwar vorhanden, aber zu wenig wahrgenommen wird. Die Wahrnehmung funktioniert darüber eine Art von Erzählkultur im Unternehmen zu schaffen - eben für Zuhörer und Erzähler zu sorgen. Das ist ein kleiner aber sehr wichtiger Aspekt von Storytelling in Unternehmen.

Sonntag, Dezember 07, 2008

Der kleine Fahrradladen

Eine Parabel ist eine lehrreiche, kurze Erzählung. Eine Parabel hat immer eine Botschaft, die sie weitergeben möchte. Von daher ist es oft ein Kunststück, eine Parabel zu erzählen, ohne belehrend zu wirken.
Denn Menschen sind nun mal so, dass sie ungerne belehrt werden, aber gerne etwas erzählt bekommen. Wirklich guten Parabeln gelingt es, diese beiden Gegensätze miteinander zu verbinden.
Warum ich das erzähle?
Nun, ab und zu finde ich tatsächlich eine Parabel, der dies gelingt. Lehrreich und unterhaltsam, gut geschrieben, aber nicht übertrieben in ihrer Botschaft.

Werner Schwanfelder erzählt eine solche Parabel in seinem Buch "Der kleine Fahrradladen". Eine kurze Geschichte über Motivation und Eigenverantwortung in Unternehmen.
Sie regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Und macht Spass.

(Das Buch ist 2008 im campus-Verlag erschienen)

Mittwoch, Dezember 03, 2008

Als der Zeit zu langweilig wurde

Für die meisten Dinge gibt es eine wissenschaftliche Erklärung. Das ist gut und es gibt den Menschen ein Gefühl von Sicherheit, wenn die Welt rational erklärbar ist.
Für viele Dinge gibt es aber auch Erklärungen, die ganz und gar nicht wissenschaftlich sind. Manche Erklärungen sind einfach nur schön und machen Spass. Auch solche sind wichtig. Erstaunlicherweise kann man sich die wissenschaftliche Sicht auf die Welt leichter merken, wenn man den Erklärungen eine "unwissenschafltiche" an die Seite stellt. Einfach nur so, zum Spass, zum weitererzählen und drüber schmunzeln..

Die folgende Geschichte ist eine von diesen:

Die Ordnung und die Routine beschlossen, den Menschen zu helfen.


Sie erfanden die Zeit, damit die Menschen genau planen konnten und schenkten Ihnen Uhren, damit sie einen guten Überblick übe rihre Tätigkeiten hatten.
Jahraus, jahrein verging die Zeit immer gleich. Sekunde um Sekunde, Minute um Minute, Stunde um Stunde.
Doch mit der Zeit schienen die Menschen immer mehr Robotern zu ähneln. Sie lebten ganz automatisch nach dem Diktat der Zeit.
Der Zeit selbst gefiel das gar nicht.
Ihr war so schrecklich langweilig, dass sie beschloss, davonzulaufen. Als es dunkel wurde, klopfte sie an der Tür eines Hauses und dort öffnete die Abwechslung. Sie lud die erschöpfte Zeit sofort zu sich ein.
Der Zeit gefiel es bei der Abwechslung. Von ihr lernte sie, was Vielfalt war. Sie begann damit, eine Minute mal kurz oder mal länger sein zu lassen. Eine Stunde mal zu einer kleinen Ewigkeit werden zu lassen oder sie blitzschnell vergehen zu lassen. Und das gefiel ihr so gut, dass sie dabei blieb.
So kommt es, dass wir die Zeit zwar an den Zeigern der Uhren ablesen können, dass sie sich aber immer wieder ganz unterschiedlich anfühlt.
Quelle: Tania Konnerth, "Aus der Schatzkiste des Lebens"