Es gibt Rollenauffassungen über Projektleiter, von
denen wünsche ich mir, dass sie 2030 abgeschafft sind. Und es gibt
Projektleiter-Auffassungen, die wünsche ich mir auch in 2030 in einer wie auch immer,
vielleicht noch mehr digitalisierten Welt. Und zwar in der ersten Reihe.
Digitalisierung macht alles
technischer? Ja und Nein. Je digitaler unsere Welt wird, umso wichtiger wird
es, dass wir Sinn und Hintergrund digitaler Vorgänge verstehen. Das ist eine
Kommunikationsaufgabe, denn wir brauchen umso mehr Beispiele, Vorbilder und
Erklärungen, wie unsere digitale Welt funktioniert, ja abstrakter sie zu werden
scheint.
Das ist eine der wichtigsten
Kompetenzen für Projektleiter in einem digitalen Umfeld: sie müssen erklären
können, welchen Nutzen das Projekt bringt und wie es sich in unsere vernetzte
Welt integriert und auch welche Gefahren und Risiken damit verbunden sein
können.
Das ist wichtiger als jede
technische Kompetenz für digitale Projekte. Veränderungen zu erklären und
Digitalisierung begreiflich machen, dafür braucht es Projektleiter, die
Geschichten erzählen können – die Storytelling beherrschen. Denn Projektleiter
führen dann auch die Bilder im Kopf ihres Teams, ihrer Stakeholder und
Auftraggeber.
Je klarer das gemeinsame
Kopfkino für das Projekt ist, umso einfacher wird es, das Projektteam auch
dorthin zu führen.
Das ist mehr als die Verpflichtung
auf das Projektziel und die Einhaltung des Projektplans.
Ein ganz wichtiger Aspekt dabei:
Warum sollte das Team tun, was der Projektleiter sagt? Mit einer gut
aufgebauten Geschichte gibt der Projektleiter dem Team einen guten Grund. Einen
Grund, den das Team versteht und sogar nachfühlen kann und dann aus diesem Verständnis heraus selbständig handelt, weil alle verstanden haben, um was es geht.
Denn mit dem Verstehen ist das so eine Sache: das funktioniert nur, wenn Emotionen mit im Spiel sind, Und die transportiert auch ein Projektleiter eben am besten mit einer guten Geschichte.
Wenn das Team den guten Grund nicht nur
rational (also mit dem Kopf) sondern auch emotional (also mit dem Herz)
versteht, gibt das einem Projekt ganz ungeahnte Kräfte.
Das hat direkte Auswirkung auf das
Verhalten des Projektteams, so wie in dieser alten Geschichte zum Beispiel:
Die Menschen in dieser Stadt
Ein alter Mann saß auf seinem wackligen Stuhl vor
einer kleinen Stadt als ein Wanderer daherkam.
„Ich komme von weit her und möchte mir eine neue Bleibe suchen. Sag, Alter, wie
sind denn die Menschen so in dieser Stadt?“ Der Alte schaute auf und fragte.
„Wie waren denn die Menschen dort, wo Du herkommst?“ „Ach“, erwiderte der
Wanderer, „sie waren unfreundlich, neidisch und nur auf sich selbst bedacht.“
„Ja,“ sagte der Alte, „vielleicht sind sie hier ja ebenso“.
Nach einiger
Zeit kam erneut ein Wanderer und der fragte den Alten. „Ich komme von weit her
und möchte mir eine neue Bleibe suchen. Sag, Alter, wie sind denn die Menschen
so in dieser Stadt?“ Der Alte schaute auf und fragte. „Wie waren denn die
Menschen dort, wo Du herkommst?“ „Ach“, erwiderte der Wanderer, „sie waren sehr
freundlich, hilfsbereit und immer fröhlich.“
„Ja,“ sagte der Alte, „vielleicht sind sie hier ja ebenso“.
Es lohnt sich, die richtige Geschichte zu finden – und zwar die
„richtige“ in den Augen Ihres Teams und im Sinne Ihres Projektes.
Projektleiter, die das verstanden haben, wünsche
ich mir auch für 2030 – und am liebsten ab sofort.