Wenn der Zusammenhang klar ist, werden auch die Details verständlich.
Christian kämpft gegen das Unverständnis in seinem
Team. Jeder sieht nur seinen Anteil an einem Auftrag. Scheinbar ist
niemand in der Lage, das Gesamtbild zu verstehen. Bei der letzten
Lieferung von exklusiv verpackten Werbesets (davon lebt Christians
Firma) an einen besonderen Kunden hat doch glatt jemand die Packliste
schlampig gelesen und die Werbesets falsch verpackt. Dabei hätte das
auf den ersten Blick klar sein müssen, dass für „Weihnachtspackerl“ kein
Sommerblümchen-Design passend ist.
Ich kenne Christian als geduldigen und engagierten
Teamleiter. Nur bei vermeidbaren Fehlern wird er fuchsteufelswild. Was
vermeidbare Fehler sind, darüber kann man mit ihm ganz wunderbar
streiten. Bei unserem letzten Streit darüber war dann klar, dass mein
persönliches Weltbild von „Fehlern“ ein ganz anderes ist, als seines.
Das hat uns letztendlich zu einigen interessanten Erkenntnissen geführt.
Christian hat den Fehler in der Verpackung entdeckt, weil er zufällig
an der Packstation vorbeikam, auf der Suche nach einer Lösung für ein
anderes, aber ähnliches Problem. Außer ihm scheint niemand solche
Details zu bemerken.
Fehlerbehebung per Zufall ist anstrengend und nicht
sehr zuverlässig, findet Christian. Und an die Reaktion des Kunden, der
fast Weihnachts-Sets im Sommerdesign erhalten hätte, mag er gar nicht
denken. Das Verhältnis mit diesem Kunden ist sehr gut; der Kunde legt
aber auch großen Wert darauf, dass man ihn und seine Wünsche vollkommen
versteht und hohe Qualität abliefert. Fehler im Verpackungsdesign sind
schlicht undenkbar.
Wie schafft es Christian nun, dass sein Team um
solche Besonderheiten weiß und der Wunsch des Kunden nicht nur beim
Sales-Team, kurz auftaucht und dann in der Hektik der
Auftragsbearbeitung einfach wieder vergessen wird?
Wenn jeder ein Bild im Kopf hat, das den Auftrag
und den zugehörigen Kunden mit seinen Besonderheiten zeigt, kann sich
jeder vorstellen, was passiert, wenn der Auftrag gut oder eben nicht gut
ausgeführt wird.
So wie eben der letzte Kunde: „Sehr empfindlicher
und qualitätsbewusster Kunde mit Sonderwünschen bei der Verpackung der
Ware, dafür großzügig, wenn ihm alles gefällt“.
Christian hat diese „Short-Story“ sofort im Kopf,
wenn er an diesen Kunden denkt. Die Kollegen nun auch. Und sie fangen
an, mit „Short Stories“ Kunden und Aufträge zu erklären – und die
wichtigsten Details werden immer weitererzählt.
Christian verfeinert gerade seinen Führungsstil
„Management by Short Story“ – und wir haben einen Riesenspaß dabei und
manchmal auch einigen Streit. Und immer verblüffende Erkenntnisse. Immer dann, wenn seine Short Story bei mir
ganz anderes ankommt, als er sich das zuvor gedacht hat. Meistens
finden wir dann noch eine Geschichte hinter der Geschichte, die dazu
geführt hat, dass ich seine ursprüngliche Geschichte ganz anders
verstand, als Christian es geplant hatte.
Und wir freuen uns immer, wenn wir wieder eine
besonders treffende „Kundenauftrags-Story“ gefunden haben, die den
Auftrag für das ganze Unternehmen unverwechselbar erklärt und jedem die
wichtigsten Details sofort vor Augen führt. Christians Team freut sich
übrigens, weil sich Christian nicht mehr so oft lautstark aufregt….
Short Stories kann man also nicht kaufen, aber für sich selbst bauen, so wie sie gebraucht werden.
Wann: 24./25. November in München beim Workshop zum Business Storytelling
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