Freitag, September 25, 2009

Wissensmanagement für Projekte

Studien zufolge geben deutsche Firmen jedes Jahr 200 Milliarden Euro für unsinnige Projekte aus. Befragt wurden 962 Führungskräfte aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Diese bezeichnen nur 13 Prozent der Projekte als tatsächlich wertschöpfend. Ein Grund für das Scheitern vieler Projekte: Das Wissensmanagement vor, während und nach einem Projekt funktioniert nicht – die Projektmitglieder haben unterschiedliche Wissensstände, das Wissen fließt im Projekt nicht dorthin, wo es benötigt wird und nach Abschluss des Projektes wird aus den gemachten Erfahrungen nicht nachhaltig gelernt.

Das ist auch meiner Erfahrung nach typisch für viele Projekte - der Umgang mit Wissen scheint sehr unbewusst zu sein. Hier wird sogar behauptet, dass 87 % der Projekte nicht wertschöpfend seien. Ob das tatsächlich so ist, kann ich nicht überprüfen. Das aber im Projekt sehr leichtsinnig mit der Ressource Wissen umgegangen wird, merke ich immer wieder. Ganz nach dem Motto: "Man merkt erst wenn´s fehlt, wie wichtig es (das Know How & die Erfahrung) ist."

Ist ein Geschäftsfeld oder ein Thema im Unternehmen noch neu, gibt es wenige Leute, die sich damit beschäftigen. Dinge werden entwickelt, Konzepte und Lösungen entstehen. Der Austausch findet informell statt, und dabei sorgt das Team intuitiv dafür, dass Wissen an den Stellen zu Verfügung steht, wo es gebraucht wird. Sprich - man tauscht seine Erfahrungen untereinander aus.

Dann, etwas später, wächst der Bereich. Es kommen neue Leute hinzu, die eingearbeitet werden müssen. Die Anzahl derer, die nicht zu den Pionieren des Anfangs gehören wächst. Möglicherweise entsteht Zeitdruck. Termine müssen eingehalten werden. Da die Menge des Wissens gewachsen ist, dauert eine Einarbeitung länger. Das geht auf einmal nicht mehr so nebenbei. Man beschränkt sich halt auf das wichtigste, der Rest kommt dann schon noch. Der käme auch, wenn man sich dafür die Zeit nähme.

Und dann - noch später - gehen die Veränderungen weiter. Leute, die zu Anfang dabei waren, verlassen das Projekt, den Bereich, das Unternehmen gar. Und mit ihnen das Wissen und die Erfahrung, die sie eingebracht hatten. Eventuell nehmen sie auch den Rest des Wissens mit (siehe oben), der irgendwann mal an jemanden hätte übergeben werden sollen.
Dann ist das Projekt oft schon nahe dran, zu den 87% (siehe oben) zu gehören, denen die Wertschöpfung für ihr Unternehmen abgeht.

Aufhalten kann man diese Entwicklung, wenn man seinen Blick rechtzeitig auf die unentdeckten Ressourcen im Unternehmen lenkt - das Wissen.

Bei Mulla Nasruddin, dem orientalischen Till Eulenspiegel habe ich folgende Geschichte gefunden, die ganz gut dazu passt:


Im Orient wollte einst ein König seinen Untertanen eine Freude bereiten und brachte ihnen, die keine Uhr kannten, von einer Reise eine Sonnenuhr mit.
Sein Geschenk veränderte das Leben der Menschen im Reich. Sie begannen die Tageszeiten zu unterscheiden und ihre Zeit einzuteilen. Sie wurden pünktlicher, ordentlicher, zuverlässiger und fleißiger und brachten es zu einem großen Reichtum und Wohlstand.

Als der König starb überlegten sich die Untertanen, wie sie die Verdienste des Verstorbenen würdigen könnten. Und weil die Sonnenuhr das" Symbol für die Gnade des Königs und die Ursache des Erfolges der Bürger war, beschlossen sie, um die Sonnenuhr einen prachtvollen Tempel mit goldenem Kuppeldach zu Bauen.

Doch als der Tempel vollendet war und sich die Kuppel über die Sonnenuhr wölbte, erreichten die Sonnenstrahlen die Uhr nicht mehr. Der Schatten, der den Bürgern die Zeit gezeigt hatte, war verschwunden, der gemeinsame Orientierungspunkt, die Sonnenuhr verdeckt. Der eine Bürger war nicht mehr pünktlich, der andere nicht mehr zuverlässig, der dritte nicht mehr fleißig. Jeder ging seinen Weg. Das Königreich zerfiel.



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