Business Storytelling: Geschichten über Erfahrungen im Business und in Projekten. Storytelling-Methoden und Tipps für Menschen und Unternehmen, Business-Helden und Projektleiter
Donnerstag, September 10, 2009
Projekt-Tagebuch: Gibt´s das wirklich?
Ich habe schon oft darüber gelesen und auch schon viel davon erzählt: das Projekt-Tagebuch. Bei meinen Zuhörer löst die Erwähnung eines Projekt-Tagebuchs auch immer Zustimmung, Begeisterung oder gar Enthusiasmus aus. Zuweilen entstand in den Diskussionen zumindest bei mir der Eindruck, die Projektwelt muss voller Tagebücher sein, in denen Erlebnisse, "geheime Informationen", Reflektionen, Tipps, Abenteuer und Anekdoten für die Nachwelt bewahrt werden. Nur: gesehen habe ich noch keines (außer meinen eigenen). Ich habe den Verdacht, dass Projekttagebücher im allgemeinen für eine so gute, anspruchsvolle und durchschlagende Idee gehalten werden, dass sich niemand an die Umsetzung traut. Kann das sein? Oder ist es vielmehr so, dass man die Idee zwar im Prinzip gut findet, aber in der Hektik des Projektalltags doch nicht die Zeit dafür findet. Und außerdem: was ist schon aufschreibenswert? Geschrieben sehen die Notizen so banal aus, dass sie der großartigen Idee des Projekttagebuchs gar nicht gerecht werden...
Dabei verlangt z.B. das V-Modell als etablierte Vorgehensweise in der Software-Entwicklung als Aktivität des Projektleiters die Führung eines Tagebuchs: "Das Projekttagebuch dient als projektinterne Informationsquelle über alle wichtigen Projektereignisse und durchgeführten Projektentscheidungen. Damit ist der Projektleiter stets in der Lage, über das bisherige Projektgeschehen - auch im Detail - Auskunft zu geben. Außerdem können die Projektmitglieder sowohl für die restliche Projektlaufzeit als auch für Folgeprojekte die gemachten positiven wie negativen Erfahrungen nutzen. Das Projekttagebuch wird laufend fortgeschrieben."
Also sollten doch Projekte, die sich an diese Vorgehensweise halten, Tagebücher kennen.
Vielleicht ist es die Form, die Mühe macht. Tagebuchschreiben an sich ist eine persönliche Angelegenheit. Diesen Vorgang auf ein Projekt zu übertragen ist vielleicht zu Anfang gewöhnungsbedürftig. Der Projektleiter protokolliert nicht nur, sondern gibt auch persönliche Eindrücke und Meinungen des Teams wieder - genau das macht ja ein Tagebuch so wertvoll. Entscheidungen werden nachvollziehbar, wenn die Ereignisse und Bewertungen, die zu den Entscheidungen geführt haben, dargestellt werden.
Eine andere Variante des Projekttagebuchs kann sein, technische Randbedingungen zu dokumentieren. Konfigurationseinstellungen der Entwicklungsumgebung, notwendige Konventionen technischer Art im Projekt und deren Anpassungen und Erweiterungen im Laufe des Projektes.
Je nach Art des Projektes, je nach Thema wird ein Projekttagebuch eher die erfahrungbezogene oder eher die technische Variante sein. Je strukturierter ein Projekt ist, z.B. der unternehmenweite Rollout von Hardware, umso technischer wird auch der Projekttagebuch gestaltet sein. Je individueller ein Projekt in der Erarbeitung seiner Lösung ist, (z.B. die Vereinheitlichung der IT-Landschaft nach der Fusion zweier Unternehmen) - umso mehr Erfahrungen des Projektteams wird das Tagebuch enthalten.
Im Nachhinein betrachtet ist das Projekttagebuch immer eine wertvolle Wissensressource. Alles, was man dafür tun muss, ist einfach damit anzufangen. Damit kann man es sich auch ganz einfach machen. In jedem Büro-Material-Schrank gibt es diese querformatigen Tischkalender mit der Einteilung 1 Woche pro Seite. Der Kalender liegt auf dem Schreibtisch. Jeder Tag hat Platz für 1-2 Sätze für die Erfolge, Entscheidungen und Ereignisse des Tages. Das reicht in den meisten Fällen. Für den Anfang.
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