Freitag, März 04, 2016

Warum ich mein Projektbüro (auch) in die Kaffeeküche verlegt habe

Eine meiner Lieblingsthesen ist ja, das man die wirklich interessanten Sachen über ein Projekt, über das Unternehmen, über anstehende und getroffenen Entscheidungen, über Menschen, Fakten und Tatsachen in einem Unternehmen am besten in der Kaffeeküche erfährt.

„Jetzt brauch ich erstmal einen Kaffee“ ist die spontane Reaktion des Büromenschen auf die Ereignisse des Arbeitsalltags.

In der Kaffeeküche trifft man dann auf einen Kollegen, den man schon längst mal das eine oder andere Fragen wollte und ehe man es sich versieht ist man mittendrin in einem (im positiven Fall: konstruktiven) Erfahrungsaustausch. Manchmal effizienter als die 3 vorangegangenen Meetings.

Vor 3 Wochen habe ich ein neues Projekt gestartet, neues Umfeld, neues Unternehmen, unbekannte Kommunikationskultur, usw.

Meinen Arbeitsplatz bekam ich im Teamraum der IT-Projektleiter. Das war für die ersten 2 Wochen klasse. Mitzubekommen, an welchen Projekten die Kollegen arbeiten, welche Standards wie genutzt werden, wie die Besonderheiten in der Projektarbeit so sind, und so weiter.

Nach 2 Wochen fiel mir folgendes auf:

Um zu den Stakeholdern und Auftraggebern meines Projektes zu kommen, musste ich einen Fußweg von einigen Minuten einplanen und durch 2 Sicherheitsschleusen gehen. Für den IT-Bereich gibt es nämich einige Zugangsbeschränkungen, was sinnvoll ist. Den andere Projektleitern ging es auch so, zumindest, wenn im Projektteam auch Kollegen aus der IT beteiligt sind.

Hin und wieder kam auch mal jemand aus der IT ´rüber zu den Projektleitern, meistens um fachliche Dinge zu klären. In der Kaffeeküche auf „unserer Seite“ des Flurs waren wir meistens alleine. Zumindest aus IT-Perspektive. In den 2 Wochen habe ich hier interessante Kontakte geknüpft zu Kolleginnen aus dem Marketing, der internen Kommunikation und dem Risikomanagement. Aber ich habe niemanden kennengelernt, der für mein Projekt wirklich wichtig gewesen wäre.

Diese Kollegen trafen sich nämlich alle in der Kaffeeküche hinter den 2 Sicherheitsschleusen….

Also, Situation erkannt, Vorgehensweise geändert: jeden Morgen habe ich mir a) ein paar Unterlagen zum Prüfen / Ausarbeiten geschnappt und b) ein paar Fragen zu meinem Projekt und dessen Umfeld zurechtgelegt, zu denen mich die Meinung der Kollegen interessiert. Damit habe ich mich für eine kleine Weile in der Kaffeeküche auf der „anderen Seite der Mauer“ niedergelassen. An den Unterlagen habe ich eher weniger wenig gearbeitet – dafür umso mehr über das Projekt und dessen Umfeld geredet.

Und nur ein Projekt, über das geredet wird, bekommt Unterstützung. Die alte Weisheit hat sich mal wieder bestätigt.

In den Workshops des Projektes seitdem ist die Arbeitsatmosphäre eine ganz andere, bessere…..

1 Kommentar:

  1. Hallo Sigrid,

    bei diesem Artikel sprichst du mir aus der Seele. :-)

    Ich stimme dir zu. Das beste Netzwerk baut man außerhalb des Büros auf. Gerade in großen Projekten hat man meistens ohnehin nicht den Luxus, das komplette Team um sich zu haben.

    Den Aspekt, den du ansprichst, finde ich aus einer anderen Richtung auch noch wichtig. Nicht nur der PL muss eng am Team sein, sondern auch die Kommunikation innerhalb des Teams gefördert werden.

    Ich mache das meistens so, dass ich immer mal wieder WORKING DAYS veranstalte. Da bringe ich das komplette (Kern)Team zusammen und alle arbeiten für diesen Tag in einem großen Raum. Mit der Zeit hat sich dann eingebürgert, dass gerade diese Tage für die Lösung komplexer (teamübergreifender) Probleme genutzt werden. Mittlerweile werde ich schon vom Team geschimpft, wenn´s nicht regelmäßig WORKING DAYS gibt. :-)

    Liebe Grüße
    Sven

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