Im
letzten Projektcoaching-Workshop sind mal wieder die
wichtigsten Merkmale klassischer Teamarbeit zu Tage getreten: Es gibt
Arbeitsweisen, die sich optimal ergänzen, wenn sich die Menschen
persönlich verstehen und Einsicht in die andere Denkweise des anderen
haben.
Das ist oft der entscheidende Punkt, an dem sich auch gerne Konflikte entzünden: ".. Verständnis für andere Denkweisen.."
Ein
Konflikt hat auch zu einem guten Teil etwas mit mir persönlich und mit
meiner Haltung zum Thema Konflikt zu tun. Nicht nur die Sicht auf den
anderen und den Konflikt, der gerade zwischen zwei Streithähnen gepflegt
wird.
Die Erkenntnis, dass der Streithahn gegenüber
den Konflikt in der Regel nicht vom Zaun bricht, um mich (den anderen
Streithahn) zu ärgern, sondern weil aus seiner Sicht die Welt ganz
anders aussieht als bei mir - allein diese Erkenntnis hilft oft schon,
wieder einen klareren Blick zu bekommen und das Sachliche vom
Emotionalen zu trennen.
Und erst dann - nach der
Trennung von Emotion und Sache - besteht eine Chance, ein Argument nach
dem anderen aufzuräumen und den Konflikt zu klären.
Zum Beispiel folgende Projektgeschichte:
Der Kollege Huber, seines Zeichens ausgewiesener Datenbank(DB)-Experte im Unternehmen und zuständig für Releaseplanung
bestehender Datenbanken und treibende Kraft beim Testen neuer
Technologien für die zentrale IT, hat zu einer Besprechung eingeladen.
Zu einem Thema, das ihm wichtig ist und von dem er weiss, das einige IT-Projekte dringend auf eine technische Lösung warten. Eingeladen hat er die DB-Adminstratoren Frau Semmler und Herrn Maier,
um mit Ihnen praktische Probleme bei der Migration auf eine neue
DB-Version zu besprechen und deren Erfahrungen miteinzubinden.
Er, der Herr Huber hat sich viel Arbeit mit der Vorbereitung gemacht und ein Dossier erstellt, in dem er alle Tatsachen, offenen Punkte und den Entscheidungsbedarf klar geschildert hat. In der Besprechung möchte er eigentlich nur noch zusammen mit den beiden Kollegen die notwendigen Entscheidungen treffen und die weitere Vorgehensweise besprechen.
Soweit der Plan.
Dann kommt die Realität. Herr Maier ist pünktlich. Frau Semmler
nicht. Herr Huber nimmt das persönlich, denn er selbst ist immer
pünktlich ("das macht sie extra... klar, sie will mich nicht
unterstützen...")
Dann kommt Frau Maier
doch noch. Eine dringende Angelegenheit im laufenden IT-Betrieb hat sie
aufgehalten. Ein Notfall. Trotzdem nimmt sie sich Zeit für die
Besprechung ("... auch das noch, hier brennt doch im laufenden Betrieb
überall, für so was habe ich diese Woche überhaupt keine Zeit, auch wenn´s wichtig ist..."). Leider hat sie das Dossier von Herrn Huber nicht gelesen....
Und das Unheil nimmt seinen Lauf....
Überflüssig zu erwähnen, dass es in der Besprechung zu keinerlei Entscheidung kommt.
Im Gegenteil, um der Sache den offenbar notwendigen Druck zu verleihen, schaltet Herr Huber seinen Vorgesetzten ein. Der soll dem Chef von Frau Maier mal erklären, dass sie (eigentlich: ihren Job nicht macht) .... sich auf Meetings vorbereiten soll....
Der
Vorgesetzte redet mit dem Vorgesetzten, beide müssen etwas klären, von
dem sie im Detail nicht genau wissen, um was es geht..... Das macht die
Sache nicht leichter.
Und der Herr Huber ist sauer und frustriert. Die Frau Maier
auch. Eigentlich stünden sie auf der gleichen Seite, wenn es nur um die
Sache ginge. Geht es aber nicht mehr. Leider haben sie auch verpasst,
sich genau anzuschauen, wo es um die Sache und wo es um die Emotion
ging.
Und nun? viel Gesprächsarbeit ist notwendig, um
dem verknoteten Konflikt überhaupt auf den Grund zu kommen. Sachlich
lässt sich das blöderweise nicht mehr lösen. Da müsste man auch
ansprechen, wer warum verärgert oder beleidigt ist .... Für manche
Führungskräfte ist das nicht ganz leicht.
Mit dem Wissen über den Herrn Huber, dass er immer gründlich vorbereitet und ein akribischer Herr ist, kann sich Frau Maier leichter vorstellen, wie der Kollege reagiert, wenn sie unvorbereitet kommt. Und sie kann sofort darauf reagieren.
Andererseite, wenn der Herr Huber weiss, dass die Frau Maier
eben so was wie ein Hans Dampf in allen Gassen ist, die auch
kurzfristig einspringt um Probleme zu lösen und einfach nicht der Typ
ist, vorher lange Dossiers zu lesen ... dann ist seine Erwartungshaltung an Frau Maier in dem Punkt nicht so hoch. Er kann eine kurze Zusammenfassung zu Beginn des Meetings geben. Und wenn´s später drauf ankommt, ist die Kollegin ja zur Verfügung...
Das könnte so klappen, wenn jeder im Team weiss, der andere arbeitet und denkt eben "anders".
Mehr Infos ....
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