Mittwoch, Juli 23, 2008

Niemand lässt sich gerne etwas sagen, aber alle lassen sich gerne etwas erzählen....

Der Gärtner hatte einen wunderbaren Garten gepflanzt. Vielfältig, bunt und wunderbar angeordnet wuchsen die Blumen und Sträu­cher in seinem Garten. Er freute sich über jeden Halm, der sich in die Sonne streckte und jede Blüte, die sich öffnete. Und jede Pflanze pflegte er mit Hingabe. Mit der Zeit wurden die Pflanzen größer, der Garten dichter. Alles blühte und wuchs, auch weil sich der Gärtner mit Begeisterung um jede einzelne Pflanze kümmerte.

Doch mit der Zeit wurde es für den Gärtner immer schwieriger, sich um alle zu kümmern. Er verbrachte immer mehr Zeit in seinem Garten und die Arbeit begann, ihm über den Kopf zu wachsen. Er lief mit Gießkanne und Dünger Tag und Nacht durch den Garten, um zu sehen, wo etwas fehlte. Man sah ihn eigentlich niemals ohne diese beiden Helfer.

Doch er schien den Überblick zu verlieren. Er sah nicht mehr, welche Pflanze welcher Pflege bedurfte. Er verbrachte viel Zeit mit Pflanzen, die nur mit Mühe in seinem Garten wuchsen und übersah jene, die eigentlich gut gediehen, wenn sie nur genügend Sonne und Wasser erhielten.

So wurde aus dem kleinen, jungen Garten zunächst ein blühendes, wachsendes Wunder, das alle Besucher beeindruckte. Doch immer mehr wuchs daraus ein wahrer Urwald, in dem viel Schönes verloren ging oder einfach nicht mehr bemerkt wurde.

Der Gärtner wurde traurig. Was er mit so viel Phantasie erschaffen hatte, wurde immer undurchschaubarer. Pflanzen, die er zu Beginn geschätzt hatte, waren so groß geworden, dass sie anderen die Luft zum atmen nahmen. Sie waren schneller gewachsen, als er erwartet hatte. Andere waren gar nicht, oder viel langsamer gewachsen.

Das Bild seines Gartens hatte sich verändert, ohne dass er ge­merkt hätte, wann das geschehen war, denn er war immer nur von Pflanze zu Pflanze geeilt. Vor lauter Pflanzen hatte er seinen Garten vergessen.

Bis er sich an seine anderen Helfer erinnerte.

Und die waren Ruhe, um den Blick für das Wesentliche zu finden,
Mut zum Verzicht und
die Stärke, sich auf weniges zu konzentrieren.

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