Dienstag, Oktober 07, 2008

Gestern wollte ich heute schon anfangen - eine Umsetzungsgeschichte

Die interessantesten Entdeckungen macht man oft im eigenen Kopf.
Und wenn man nicht aufpasst, ist die Entdeckung schon wieder verschwunden. Zurück bleibt das Gefühl von "da war doch was" oder "das sollte ich eigentlich aufschreiben".

Da hat man auf einem Seminar etwas neues gelernt, eine interessante Diskussion mit dem Kollegen vom Projekt nebenan geführt oder eine wirklich gute Idee einfach mal so in Gedanken formuliert.

Und was geschieht damit? Wie ein Blitz taucht der Gedanke auf und verschwindet wieder im Nirwana der alltäglichen Aufgaben. Gerade neu gelerntes, das sich nach einem Seminar oder Workshop erst im Kopf "verfestigen" müsste, verwschwindet so wieder, ohne dass die Chance zur Weiterentwicklung nach dem Seminar wirklich genutzt würde. Klar, der erste Gedanke ist, dass das Gelernte reflektiert, adaptiert und umgesetzt werden soll - unbedingt. Nur wann?

Viele Ideen verschwinden nach dem Printzip "Gestern wollte ich heute schon anfangen."
Wenn das ein paarmal passiert, wird die Umsetzungsenergie einer guten Idee immer kleiner. Bis sich schließlich von neueren Ideen überholt wird. Hmm, schade.

das klingt nach der Geschichte vom Hasen Tuessofort...
Vor langer, langer Zeit, als die Tiere noch sprechen konnten, gab es einmal einen jungen Hasen, den alle "Tuesnachher" nannten und der so gerne erfolgreich sein wollte.
Tuesnachher träumte jeden Tag, wie es wohl sein würde, wenn er erst reich wäre. Er machte Pläne, was er tun könnte, wenn er erfolgreich sein würde. Doch alle seine Ziele blieben unerreichbar. Immer wieder träumte und plante er.

Tuesnachher erzählte jedem, wie er erfolgreich sein und sein Traum wahr werden würde. Doch jedesmal, wenn er seinen Freunden von seinen Plänen erzählte, kam etwas dazwischen. Wenn seine Mutter sagte, er möge sein Zimmer aufräumen, so sagte er immer: "Ja, das mache ich nachher".
Dann ging er zu seinen Freunden, spielte mit ihnen, trank Karottenschnaps und erzählte ihnen, wie erfolgreich er sein könnte. So hielt er es mit vielen Dingen. Als wieder einmal einer der großen Träume des kleinen Tuesnachher, den er so schön geplant und von dem er schon all seinen Freunden bei einer Runde Karottenschnaps erzählt hatte, geplatzt war, lief er völlig verzweifelt in den Wald.

Er setzte sich unter einen Baum und weinte bitterlich. "Ach, die Welt ist so ungerecht. Ich kann planen, wie ich will, alles funktioniert nicht! Es ist alles so traurig und gemein! Alle sind gegen mich!" so wehklagte und weinte er.

Vollkommen verzweifelt schlief er endlich ein. Mitten in der Nacht erwachte er. Dunkel und finster war es. Über ihm auf einem Ast sah er die weise Eule sitzen. Er hatte sie schon oft am Tage gesehen, aber sie hatte immer geschlafen. Jetzt war die Eule wach und blickte den kleinen Tuesnachher mit weisen Augen an. "Na junger Mann, was machst du denn so allein um diese Zeit hier im Wald?" - "Ach, Eule! Ich bin so verzweifelt. Keiner hilft mir, alle sind gegen mich. Ich weiß nicht weiter!"

Und der kleine Tuesnachher erzählte der Eule, wie schlecht es ihm ergangen war. Die Eule hörte aufmerksam zu. Und als er fertig war, sagte sie: "Mein kleiner Tuesnacher. Die Lösung deiner Probleme liegt in deiner Hand! Wenn du mit dir ehrlich bist, weißt du das auch. Wie willst du sein?" "Ich will reich sein, Eule!" "Und wann weißt du, dass du reich bist?" Der kleine Tuesnachher überlegte kurz und antwortete: "Wenn ich ganz viel Geld habe!" Die Eule fragte: "Und wieviel Geld ist genug?" "Wenn ich mir alles kaufen kann!" Darauf die Eule: "Stell Dir einmal vor: du kannst dir alles kaufen, was du dir für Geld kaufen kannst! Mal es dir in allen Einzelheiten aus." Der kleine Tuesnachher überlegte lange hin und her. Er stellte sich genau vor, wie er sich alles kaufen könnte, was er wollte. Und nach langer Überlegung bemerkte er, dass ihm etwas fehlte. Er sagte: "Eule, je länger ich darüber nachdenke, desto stärker fühle ich, dass irgendetwas fehlt."

Die Eule antwortete ihm: "Irgendwann wirst du wissen, was es ist. Aber wenn du dorthin kommen willst, so denke einmal darüber nach, was du heute tun kannst, damit du dein großes Ziel auch erreichst. Denke einmal über den heutigen Tag nach!"

Und der kleine Hase Tuesnachher dachte darüber nach, wie seine Mutter ihn vergeblich gebeten hatte, seine Arbeit jetzt zu tun, wie er lieber mit seinen Trinkfreunden zusammengesessen und große Träume und Pläne mit ihnen beredet hatte. Er erkannte, dass er viel verkehrt gemacht hatte. Er fragte sich, warum er seine Arbeit nicht sofort getan hatte? Er fragte auch, wie es wohl gewesen wäre, wenn er seine Träume und Pläne für sich behalten hätte? Und ob seine Freunde wirklich seine Freunde waren. Je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er sich seinen Erfolg selbst zerstört hatte.

Er erkannte, dass andere seine Pläne und Träume nur dann stören konnten, wenn er selbst ihnen davon erzählte. Er erkannte, dass er sich viel unnötige Arbeit ersparen konnte, wenn er seine Arbeit sofort tat. Und er erkannte, dass viele seiner angeblichen Freunde die waren, die ihn immer wieder am Erfolg gehindert hatten. Er erkannte noch viele andere Dinge. Lange dachte er nach, der Morgen dämmerte schon. Und er beschloss, sich zu ändern. Er wusste, dass er andere und die Welt nicht ändern konnte. Denn die Welt ist wie sie ist, wenn man sich nicht selbst ändert.

Und er beschloss, nach wahrem Reichtum zu streben. Und als die strahlende Morgensonne aufging, hatte der kleine Hase Tuesnachher begonnen sich zu ändern. Er wusste, wie er sein wollte. Und er wusste, was er wollte. So wurde er im Laufe der Zeit zum Hasen Tuessofort.

2 Kommentare:

  1. Wunderschöne Geschichte, die wohl nicht nur mich an einem persönlichen Schwachpunkt berührt.
    Kleine Kritik:
    Ich würde die Geschichte etwas weniger explizit erzählen; sie würde vielleicht spannender, wenn die Zuhörenden mit ihrer Imagination mehr beteiligt wären.

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  2. hmm, gute Anregung.
    Ich überlege mir mal eine neue Variante zu der Geschichte .....

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