Donnerstag, Juli 29, 2010

Der Papalagi

Eines der wirkungsvollsten Prinzipien um Probleme zu lösen oder neue Ideen zu finden, ist der Perspektivenwechsel. Es gibt viele Methoden, die dieses Prinzip umsetzen, je nach Einsatzgebiet sind sie mehr oder weniger aufwändig. Gerade in Projekten, in verfahrenen Situationen, in denen jeder von der Richtigkeit seines Standpunktes überzeugt ist, hilft der Wechsel der Perspektive den festgefahrenen Standpunkt aufzulockern und die Palette der Wahrnehmung zu erweitern.

Aus dem Grund halte ich auch Geschichten für sehr nützlich - in (fast) allen Lebens- und Projektlagen. Sie sind Einladungen, auch mal eine andere Sichtweise einzunehmen.

Das kann unter Umständen sogar sehr vergnüglich sein.
Ein Buch, das schon seit Urzeiten in meinem Regal stehe, fiel mir neulich wieder in die Hände - als ich auf der Suche nach einer anderen Wahrnehmung war: Der Papalagi

Der Papalagi ist ein Buch des deutschen Malers und Schriftstellers Erich Scheurmann, das die fiktiven Reiseberichte eines Südseehäuptlings enthält. Es erschien erstmals 1920.
So alt und trotzdem sehr unterhaltsam und vor allem aktuell.

Das aus dem Samoanischen stammende Wort Papalagi bedeutet nach Scheuermann „der Weiße“, „der Fremde“, „der Himmelsdurchbrecher“. Das Wort existiert tatsächlich im Samoanischen.

Das Buch handelt von einem Häuptling Tuiavii (was ein Titel ist und nicht, wie das Buch vermuten lässt, ein Eigenname) und dessen fiktiven Reden an sein Volk. Er berichtet von seiner Reise nach Europa und warnt sein Volk vor den dort herrschenden Wertvorstellungen.

Sehr erstaunlich, was der Häuptling so alles wahrnimmt über den Papalagi.

Mittwoch, Juli 14, 2010

Fusionen sind nun mal eine gefährliche Sache

Es war einmal ein Huhn, ein kreatives und ideenreiches Exemplar seiner Gattung. Gerne machte es sich Gedanken über neue Geschäftsideen.

Eines Tages wandte es sich mit einem glänzenden Einfall an das Schwein:"Lass uns zusammenarbeiten, gemeinsam erreicht man viel mehr und es wird soviel leichter sein, erfolgreich zu sein."

"Wenn Du meinst," antwortete das Schwein, "aber wie genau soll das aussehen?" Das Schwein war grundsätzlich etwas vorsichtiger und hinterfragte die Dinge gerne.

"Oh, das wird wunderbar, wir eröffnen einen Imbiss. Ich habe schon den perfekten Platz dafür gefunden. Ich liefere die Eier und du den Schinken. Ich bin sicher, wir werden sehr erfolgreich sein." das Huhn strahlte, so überzeugt war es von seinem neuen Projekt.

Das Schwein dachte nach. Als es damit fertig war, wandte es sich an das Huhn, das schon ungeduldig über den Hof hüpfte:"Die Idee ist im Prinzip wirklich gut, aber wir werden einen sehr unterschiedlichen Anteil am Erfolg haben. Ich befürchte, ich werde dabei draufgehen."

"Nun ja", erwiderte das Huhn, so schnell wollte es sein neues Projekt nicht aufgeben, "das haben Fusionen so an sich".

Projekte, die sich schon einmal mit Scrum als agiles Vorgehensweise auseinander gesetzt haben, werden die Geschichte sicher kennen, auch mit der folgenden Einschätzung des Schweins:"Ich bin bei dem Projekt direkt Betroffener, Du, liebes Huhn bist nur beteiligt."

Und nicht nur in Projekte ist es so, dass die Beteiligten zwar wichtig sind, noch wichtiger aber ist es für den Erfolg eines Projektes, den Betroffenen Entscheidungs- und Führungskompetenz über das Projekt einzuräumen.

Montag, Juli 12, 2010

Die Wahrnehmung der Wirklichkeit

Die besten Geschichten für´s Projektmanagement zu den Themen Führung und Kommunikation bekomme ich oft im Familienumfeld erzählt.
Was dort "im kleinen" passiert, lässt sich in den allermeisten Fällen wunderbar auf Projekte und Kommunikation im Unternehmen übertragen.

Und: was anderes als Kommunikation ist denn Führung, bitteschön?

Oft erlebe ich, dass gelungene Führung nichts anderes ist, als genaues Hinhören, Wahrnehmen und eine gelassene Einschätzung der Situation.

Wahrnehmen von Wünschen, zum Beispiel, wie in dieser Geschichte, die zu verblüffenden Erkenntnissen führen kann:

Eine Familie ging gemeinsam in ein Restaurant zum Mittagessen. Mit dem üblichen Gelärme um die Sitzordnung am Tisch, Ermahnungen für die Jüngeren und Kommentaren der Älteren nahm die Familie Platz. Die Bedienung nahm die Bestellungen auf, eine nach der anderen. Zum Schluss fragte sie den achtjährigen Jungen der Runde: "Was möchtest du gerne?"
Der Junge war erstaunt, blickte schüchtern in die Runde und antwortete: "Ich möchte ein Hotdog."
Sofort unterbrach die Mutter: "Auf keinen Fall, bringen Sie ihm ein Steak mit Kartoffeln und Salat."
Die Bedienung reagierte nicht auf die Unterbrechung der Mutter und wandte sich weiterhin dem Jungen zu:"Möchtest Du Ketchup oder Senf auf dein Hotdog?"
"Ketchup!" Und die Augen des Jungen trauten sich fast zu strahlen.
"Du bekommst ihn mit Ketchup." versicherte die Bedienung und ging zur Küche.

Alle schwiegen verblüfft und fassungslos, als sie weg war.

Schließlich sah der Junge seine Familie an und sagte:"Wisst ihr was, sie denkt, ich bin wirklich."

(Quelle: "Der Indianer und die Grille,
238 Stories zum Nachdenken und Weitererzählen"
von Gerhard Reichel, leicht abgeändert.)