Donnerstag, Dezember 27, 2012

Projekt-Schlauberger.... noch mehr geflügelte Worte

Unsere Sammlung der Projektzitate wächst inzwischen sehr ansehnlich.  Kürzlich bekamen wir von Heinrich Unger eine ganze Liste herrlicher Weisheiten. 
Hier sind sie:


  • Es gibt keine guten Projektmanager, nur solche, die Glück hatten.
  • Die Projektdauer wird von der Anzahl der Änderungsanträge bestimmt. 
  • Es gibt keinen schleichenden Funktionszuwachs! Nur einen rasenden. 
  • Gerate so früh wie möglich in Verzug! Dann hast Du mehr Zeit, den Rückstand aufzuholen! 
  • Nach 90% der Projektlaufzeit und 90% des Budgets sind auch 90% der Arbeit erledigt. Die restlichen 10% Arbeit können in den verbleibenden 90% der Zeit und des Budgets bequem erledigt werden. 
  • Gutes Projektmanagement besteht nicht aus Planen, Überwachen und Steuern. Es geht nur darum, gute Entschuldigungen für die entstandenen Probleme zu finden. 
  • Projektmanager werden benötigt, weil es in allen Projekten Probleme gibt. 
  • Probleme gibt es, weil es Projekte gibt. 
  • Ohne Projektmanager gäbe es keine Projekte. 
  • Gute Projektmanager fangen erst gar kein Projekt an.  

Freitag, Dezember 21, 2012

Zuhören, Mitdenken und andere Nebensächlichkeiten im Projekt

Ich bin immer wieder erstaunt, an welchen scheinbar nebensächlichen Dingen Projekte scheitern können. Das ist die Geschichte eines Projektes das eingestellt wurde. Das Projekt wurde abrupt beendet mit einer sogenannten „Management-Entscheidung“. Die Entscheidung fiel kurz vor Weihnachten. Die Frage, ob das nicht auch früher möglich gewesen wäre, führt zu einer anderen Geschichte (... darüber, wie schnell Manager Entscheidungen treffen oder eben nicht und wie dann mehr oder weniger klar kommuniziert wird…), die zu einem anderen Zeitpunkt erzählt werden soll.

Leider kam das Ende nicht ganz überraschend. Und das Projekt stellt sich natürlich die Frage, ob es soweit hat kommen müssen? Eigentlich lief doch alles ganz gut. Es gab zwar Offene Punkte, die im letzten Meeting mit dem Management Board als dringend zu bearbeiten angemahnt wurden, doch diese Punkte waren nicht unlösbar und auch inzwischen geklärt. Um es in den beliebten Projektstatus-Ampelfarben auszudrücken: das Projekt hatte den Weg von rot zu gelb locker geschafft und war auf dem Weg nach grün. Soweit es die Beurteilung der Fakten und der Projektergebnisse betraf. Die Beurteilung aus der Perspektive des Projektes wohlgemerkt.


Konkret ging die Geschichte so:


Da war einmal ein ambitionierter Projektleiter, der ein ganz schön großes Team von etwa 40 Personen zu managen hatte. Das Team war auch sehr kunterbunt zusammengesetzt. Unterschiedliche Typen von Menschen, unterschiedliche Arbeitsweisen, Erfahrungen und Kommunikationsstile. Nicht zuletzt eine Mischung aus internen Kollegen, externen freiberuflichen Beratern und einem Beratungsteam eines beauftragen Unternehmens. Eine bunte Mischung aus ganz verschiedenen Interessen. Die sollten nun zusammenarbeiten und sich von dem Projektleiter steuern lassen.


Im Team wusste jeder Bescheid, was er zu tun hatte. Was die anderen Kollegen so machten, war zum Teil unklar bis unbekannt. Das führte dazu, dass so manche fachliche Frage eine Weile durch das Projekt geisterte, bis sich jemand fand, der die Antwort wusste. Es ging nichts verloren, nur manche Dinge wurden dadurch etwas mühsam. Niemand wartet gerne lange auf Antworten zu Fragen, die ihm wichtig sind.


Da das Team so groß war, gab es viele verschiedene Themen, die mit Kollegen aus den betroffenen Fachbereichen geklärt und abgestimmt werden mussten. Also redete der eine Kollege aus dem einen Teilprojekt mal mit dem Fachbereich, dann wieder jemand aus einem anderen Teilprojekt. Blöd nur, wenn beide Kollegen nichts voneinander wussten und auch noch Informationen weitergaben, die für die Kollegen aus dem Fachbereich ganz und gar widersprüchlich klangen. Die Kollegen waren verwirrt und wussten nicht, woran sie waren mit dem Projekt. Vertraut man jemandem, der sich scheinbar dauernd widerspricht?


Das Thema des Projektes war recht anspruchsvoll. Um der alten IT-Weisheit entgegenzuwirken, die da sagt „wer testet ist feige“ wurden sehr umfangreiche Tests geplant. Die Leute, die sich fachlich damit gut auskannten, also diejenigen, die die Testfälle auch inhaltlich verstanden, waren mit beteiligt. Es sollte möglichst viel möglichst gründlich getestet werden. Natürlich mit den zukünftigen Nutzern des Projektes, den das waren genau die, die sich fachlich auskannten. Die verstanden nur nichts von den IT-technischen Hintergründen des Projektes. Woher auch. Doch manchmal kamen da Fragen, die die Unsicherheit über diese ganzen technischen Zusammenhänge ausdrückten. Ungeschickt, wenn nie Zeit war, genau zuzuhören und diese Fragen in Ruhe zu beantworten. „Dafür bin ich nicht beauftragt“, so die ganz klare Abgrenzung, die aus dem Team regelmäßig zu hören war.


So nach und nach bekamen die Kollegen „zukünftige Nutzer“ das Gefühl, dass dieses Projekt etwas merkwürdig arbeitete. Eigentlich zu Unrecht, aber der Eindruck war nun mal da. Leider hatte der Projektleiter viel zu wenig Zeit, um sich all diese Sorgen anzuhören. Sonst gab es auch viel zu wenig Mitarbeiter in dem Projekt, die sich mal Zeit nahmen, zuzuhören, wenn jemand aus dem Fachbereich etwas zu erzählen hatte - zu fachlichen Hintergründen oder „historischen Zusammenhängen“ oder Themen, die sowohl das Projekt als auch den Fachbereich betrafen. Geschichten darüber, warum die Dinge gerade so sind, wie sie sind. Meistens gibt es ja für die scheinbar unlogischsten Abläufe einen guten Grund. Wenn man den kennt, versteht man das große Ganze besser.


Das alles führte dazu, dass der Ruf des Projektes nicht der beste war. Technisch gesehen, völlig zu Unrecht, fand das Projekt. Und lag damit gar nicht falsch. Doch geholfen hat es nicht.


Denn eines Tages passierte folgendes: ein anderes Projekt, das weit hinter seinem ursprünglichen Zeitplan lag, verursachte ein paar ordentliche Engpässe bei verfügbaren Ressourcen, Menschen und Technik gleichermaßen. Eine Risikoanalyse wurde durchgeführt. Eine Bewertung aller Projekte im Umfeld dieses anderen Projektes erfolgte. Man verschaffte sich einen Überblick über die Risiken, all diese Projekte nun gleichzeitig durchzuführen. Nicht ganz unerwartet kamen die Mitglieder des Managementboards zu der Überzeugung, dass alle Risiken aller Projekte auf einmal für das Unternehmen gefährlich werden könnten. Und damit erfolgte eine klare Entscheidung. Das Projekt, von dem hier erzählt wurde, wurde zugunsten des anderen Projektes eingestellt.


Ende.


?


Schade für das Projekt. Und den Projektleiter. Nachvollziehbar für das Unternehmen.


Hätte es Alternativen gegeben? Sicher. Aber es fand sich für dieses Projekt kein Fürsprecher. Warum nicht? Technisch war das Projekt ganz in Ordnung. Aber niemand hat gerne mit dem Projekt zusammengearbeitet. „Die haben ja nie zugehört, wenn wir was Wichtiges hatten….“


Liebe Projektteams, achtet doch hin und wieder darauf, ob ihr genug Zuhörer in euren Projekten habt. Und dass jeder ab und zu mal über den eigenen Tellerrand hinausblickt, um zu sehen und zu hören, was sonst noch so läuft und wo er mit wenig Aufwand weiterhelfen kann (auch wenn er nicht „beauftragt“ ist).


Mittwoch, November 14, 2012

Geflügelte Worte im Projektalltag ...

Hier sind sie, die ersten Zitate aus dem Projektalltag.

Vom PMCamp in Dornbirn haben wir eine ganze Menge mitgenommen.
Vielen Dank dafür. 

Die Urheber der Zitate haben wir natürlich erwähnt, mit ihrem Twitternamen, ganz in der Tradition des PMCamps, auf dem einfach viel getwittert wird.

Viel Vergnügen mit der ersten Liste.
Wenn Euch noch mehr einfällt, gerne her damit: zitate (at) projektgeschichten.de



Projekt – Schlauberger Spruch
·         Wer glaubt, dass Projektmanager Projekte managen, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. (Anonym)

·         Techniker: „Es geht um…“
     Projektleiter: „Das interessiert mich nicht, wann kannst Du mir das Ergebnis liefern?“ (Anonym)

·         Testen ist nur für Feiglinge. (@falkschmidt)
·         AGIL – Wenn einer die Arbeit von dreien in der halben Zeit machen soll (@peejez) 
          2 weeks of testing? I thought you are professionals. (@guntrambechtold)
·         Spezifikation? Wir machen das wie Facebook. (@guntrambechtold)
·         Bei mir ist alles „grün“. (@pottason)
·         Spezifikation? Wir haben doch einen Screenshot. (@guntrambechtold)
·         Sie müssen sich schon entscheiden, ob Sie Angestellter der Firma sind oder Mitglied des Projektteams.
    (@esentri)

·         Verwirren Sie mich nicht mit Details, ich habe mir meine Meinung schon gebildet (@kaialterfelder)
·         Never change a running Logo (@projektstory)
          "EMail vom Programmierer: nach Update verreist"  (@projektstory)

Weisheiten des Projektlebens
·         Don’t ask for permission, ask for forgiveness (@ddirkkinho)
·         80% der Zeit braucht man, um 20% der Aufgabe zu erledigen. In den letzten 20%der Zeit erledigt man dann die anderen 80%der Aufgabe (@stilist)

·         Führung mit Checklisten ist Projektmanagement auf Tütensuppenniveau. (@olafhinz)
·       
·         „Oben“ ist man einsam! –Kommentar eines Mitarbeiters aus der Linie, nachdem er Teilprojektleiter wurde. (@esentri)

·         Wir brauchen kein Ziel, alle wissen was zu tun ist! (@regi7900)
·         Don’t discuss – execute! (@regi7900)
·         Ein entgangener Vorteil ist kein Nachteil. (@regi7900)

·         Team: „Wir benötigen noch 3 ½ Sprints und es fehlen noch Spezifikationen“
·         PO: „Am Freitag sind wir fertig“ (@karlranseier)

·         Projektleiter: „They don’t pay me to make friends“ (@falkschmidt)
·         Manches, was Sprossen hat und aussieht wie eine Karriereleiter, entpuppt sich bei genauen Hinsehen als
    Hamsterrad (@alomuc)

Projekt – Totschlagargument
·            Auf meinem Rechner läuft es aber doch (@kartramseier)
·         Das muss (genauso) gehen, sonst ist die Firma pleite. (Anonym)
·         Das steht doch in der eMail… (@fblome)
·         Don’t give me excuses, give me results. (@LazyNadja)
·         Prio setzen – bei uns hat alles Prio 1 (@melmel2701)
·         Das ist in der Pipeline. (Anonym)
·         Asapissimo. (@pottasson)
·         Das Projekt ist gut geplant. Ihr müsst es nur noch umsetzen. (@ankeheines)

OHNE Kategorie…. (es wurde nichts angekreuzt)
·            Failure is not an option. (@ddirkinho)
·         Shut up and deliver! (@kaialtenfelder)
·         Was? Wir liefern heute?! (@moserberatung)
·         Wir sind zu 95% fertig. (HZprojektmensch)


"         Willst Du Gott zum Lachen bringen, erzähl' ihm von deinen Plänen!"
  
(Verfasser ist mir unbekannt, eingesandt von www.ralf-blodig.de)  
       "Alles schön sehen, immer das Leben anlächeln. Vielleicht haben wir ja alle Recht."
(O-Ton: Cemil, mein türkischer Freund und Döner-Dealer aus Freilassing
in seinem Verständnis für die Welt, die Menschen, die Philosophie und die
oft nötige Geduld, bis der Sinn und die Richtigkeit mancher Aussage erkannt
wird, die zunächst der Utopie zugeordnet werden könnte.
Eingesandt von www.ralf-blodig.de)

Jedes Ding hat drei Seiten.
1. Deine
2. Meine
3. Die, die wir nicht kennen
(...hilft oft beim Versuch zu sagen: "So wie ich die Dinge sehe, sind sie richtig!", eingesandt von www.ralf-blodig.de
)

Dienstag, November 06, 2012

Die besten Zitate aus dem Projektalltag .....

Manchmal leben Projekte ja von geflügelten Worten....

Das haben wir schon immer so gemacht… Auch schon mal gehört? Schlaue Spruche der lieben Kollegen, Weisheiten der alten Hasen oder Totschlagargumente begleiten uns auch im Projektleben. 

Manche Zitate fallen im Alltag des Projektlebens ganz unbedacht, und auf einmal lacht die ganze Mannschaft. Und der Redner wundert sich im ersten Moment warum.

So passiert bei dem wunderbaren Ausspruch "Egal, was ein Consultant tut, er trägt immer einen Anzug...." Unser wirklich geschätzter SAP-Kollege damals im Projekt wollte beim Mittagessen darauf hinweisen, dass er manche Outfits im Büro für nicht ganz passend hielt. Danach waren wir alle sehr vergnüngt, um nicht zu sagen, alle mussten furchtbar lachen. Und der Spruch verselbständigte sich.

So oder ähnlich hat das bestimmt jeder schon einmal erlebt.

Daher unsere neue Projektgeschichten-Idee: Wir wollen die lustigsten, tragischsten und unglaublichsten Projektzitate sammeln und gemeinsam  eine „The best of…“ Liste erstellen …

 Der Start unserer Aktion wird diese Woche am Freitag sein:
auf dem PMCAMP 2012 in Dornbirn möchten wir die ersten Zitate sammeln.  

Falls es Projektleiter geben sollte, die nicht zum PMCamp kommen können ;-)
könnt Ihr uns Euer bestes Zitat auch per eMail schicken: zitate (at) projektgeschichten.de

Die Ergebnisse werden wir hier zur Abstimmung veröffentlichen. Denn: das beste Zitat will gefunden werden. 

Liebe Projektleiter, erzählt es weiter, kramt in Euren Projekttagebüchern nach den besten geflügelten Worten und Zitaten aus den letzten Projekten. Und gerne auch die Geschichten dazu.

Dienstag, August 14, 2012

Hall of Fame der Projektgeschichten

Die "Projektgeschichten Hall of Fame" hat ihren ersten Bewohner.

Oliver Knittel, der Gewinner des Projektgeschichtenwettbewerbs 2012 hat die Urkunde erhalten und kann nun damit starten, den Survival Kit zu testen.

und ... der nächste Projektgeschichtenwettbewerb kommt bestimmt. Also sammelt Eure Erfahrungen ;-)

Mittwoch, August 08, 2012

The Winner is....


Hier also das Ergebnis unseres Projektgeschichtenwettbewerbs.
Die Geschichte  über Kevin hat gewonnen: „Kevin wird es schon richten“.
Wir gratulieren dem Autor Oliver Knittel ganz herzlich. Der "Projektleiter Survival Kit" samt Urkunde geht heute noch auf die Reise.

Wir bedanken uns
  •  bei all unseren Lesern, die so fleißig abgestimmt haben,
  •  bei allen, die die Aktion verbreitet und damit die Aktion so tatkräftig unterstützt haben.
  • Besonders danken wir natürlich auch den anderen Autoren, die ihre Geschichten mit uns geteilt haben. Ihr seid nicht vergessen, ein kleiner Anerkennungspreis ist auf dem Weg zu Euch.
Die Beteiligung zeigt uns, dass Geschichten in Projekten immer eine Rolle spielen. Interessante Projektgeschichten gibt es bestimmt noch viel mehr, und das Wissen, das darin steckt, will geteilt werden. Also sammelt Eure Erfahrungen, Beispiele und kleinen Projekt-Katastrophen für den nächsten Projektgeschichtenwettbewerb. Der kommt bestimmt.

Hier nochmal im Überblick das Abstimmergebnis und die einzelnen Geschichten:

1) Planungs-Party - Nadja Schröer-Petranovskaja     11 Stimmen (13%)

2) Was den Projektleiter aus den Latschen haute - Sabine H.   3 Stimmen (3%)

3) Jedermann - Christoph Schiele      4 Stimmen (4%)

4) Ein ganz normaler Tag - Jolanta Czagin    19 Stimmen (23%)

5) Der Kevin wird es schon richten - Oliver Knittel   45 Stimmen (54%)

Außer Konkurrenz lief die Geschichte von Dr. Eberhard Huber. Außer Konkurrenz deswegen, weil wir Optimierungspotenzial beim Terminmanagement während des Wettbewerbs entdeckt haben  :-) (Das war Beratersprech für "Er war leider zu spät dran…")

Auf www.OpenPm.info  starten wir in den nächsten Tagen eine Sammlung mit Erfahrungen über „gelebtes Projektmanagement“ eben so, wie es nicht im Handbuch steht, sondern aus der Erfahrung weitererzählt wird.

Unser Gewinner:
Oliver Knittel ist Gründer und Inhaber der insure-IT Assekuranz Consulting. Die Kunden schätzen sein tiefes Versicherungs- und IT-Wissen. Seine Versicherungs-Fachkompetenz hat er durch das Studium am Fachbereich Versicherungswesen und seine langjährige Erfahrung in der Versicherungsbranche erworben. Zusätzlich ist er auch „Fellow of the Chartered Insurance Institute“ (FCII) und „diplomierter eidgenössischer Versicherungsfachexperte“ (BVF). Seine IT-Kompetenz hat sich Oliver Knittel in vielen IT-Projekten und durch die Zertifizierung als Project Management Professional (PMP) erworben.

Kontakt
E-Mail:  o.knittel@insure-it.de

Montag, Juli 30, 2012

Die Abstimmung: Projektgeschichtenwettbewerb "Wo ist der Projektleiter"

So, hier sind die Geschichten, die uns erreicht haben,
mit Titel und Autor.

Um 13:00 geht die Abstimmung los, dann sind die Geschichten nachzulesen.

Ich finde sie wirklich Klasse und freue mich sehr über die Einsendungen :-)

Auf der rechten Spalte des Blogs ist die Abstimmung zu finden. Liebe Leser, bitte wählt bis zum 07.08.2012 Eure Lieblingsgeschichte aus!!!

1)  Planungs-Party - Nadja Schröer-Petranovskaja
2) Was den Projektleiter aus den Latschen haute - Sabine H.
3) Jedermann - Christoph Schiele
4) Ein ganz normaler Tag - Jolanta Czagin
5) Der Kevin wird es schon richten - Oliver Knittel

Projektgeschichte: Der Kevin wird es schon richten


Kennen Sie Hermann? Hermann war über 30 Jahre der Mister Softwareentwicklung in einem großen Konzern. Wieso "war" fragen Sie jetzt wahrscheinlich? Keine Sorge, Hermann lebt noch. Er entwickelt jetzt aber keine Software mehr, sondern nur noch das Obst und Gemüse in seinem Schrebergarten. Früher, ja früher konnte man ihn alles fragen. In seinen über 30 Dienstjahren hat er als Chefentwickler fast jedes Bit und Byte umgedreht. Er hat sich für die Firma manches Wochenende um die Ohren gehauen. Wenn irgendwer eine Frage hatte. Hermann wusste einfach alles und war so was wie eine wandelnde Programmdokumentation.

Doch dann kam der Kevin. Bis vor kurzem hat der Kevin noch studiert. Jetzt ist der Kevin Unternehmensberater in einer großen amerikanischen weltweit agierenden Beraterfirma, einem Global Player des Consulting-Business. Kevin haben sie als erstes in einen dunklen Anzug gesteckt. Als zweite Amtshandlung hat er in Hermanns Unternehmen eine neue globale IT-Strategie eingeführt. Der Kevin hat nämlich ausgerechnet, dass es viel besser ist, die IT outzusourcen. Das stand auch so in seinen hübschen Power-Point-Folien. Deswegen passte Hermann nicht mehr in die globale IT-Strategie und Kevin hat ihn mit 55 aufs Altenteil geschickt.

Den Job von Hermann macht jetzt der Rashid, der aber nicht mehr in Deutschland, sondern in Bangalore, Indien sitzt. Weil der Rashid natürlich nicht weiß, was er programmieren soll, braucht er eine exakte Vorgabe, auf der genau steht, was er machen soll. Und im Gegensatz zu Hermann, der sofort beim Fachbereich auf der Matte stand, wenn ihm etwas komisch vorkam, programmiert der Rashid es so, wie es in der Vorgabe steht.

Weil aber das, was der Rashid abliefert nicht mehr so gut ist, wie das von Hermann, hat der Kevin noch einmal nachgelegt und sich eine neue Teststrategie ausgedacht: Es gibt jetzt einen Test-Manager, einen Testautomatisierungs-Manager, einen Testkonfigurations-Manager, einen Test-Designer und die Mitarbeiter vom Fachbereich wurden zu ISTQB-zertifizierten Testern ausgebildet. Zu der Testtruppe gesellen sich noch zwei Test-Consultants aus Kevins Firma. Und weil es so komplex geworden ist und somit schwer ist den Überblick zu behalten, gibt es jetzt noch einen Chief Complexity Officer (CCO). Praktischerweise kam der auch gleich von Kevins Firma.

Der neue Software-Entwicklungsprozess läuft noch nicht so rund, wie der Kevin sich das gedacht hat. Der Fachbereich ist nicht wirklich glücklich mit der neuen Software und die Controller haben auch nicht viel Spaß an Kevins neuer IT-Strategie, weil sie jetzt mehr bezahlen als vorher. Der Kevin sagt dann immer, dass es noch Anlaufschwierigkeiten gibt, die Einsparpotenziale aber bald gehoben werden.

Da frage ich mich doch: War es wirklich so gut, den Hermann schon aufs Altenteil zu schicken?

 Oliver Knittel www.insure-it.com

Projektgeschichte: Ein ganz normaler Tag


6 Uhr 30, Frankfurt am Main, Hotelzimmer. Ein ganz normaler Tag, nach monatelanger Vorbereitungszeit. Ein Blick in den Spiegel – der schwarze Hosenanzug sitzt, die weiße Bluse - perfekt gebügelt, dezentes Make- Up… noch etwas farblosen Lippgloss – mehr erlaubt ER nicht.
6 Uhr 45, Konferenzbereich. Jeder ist mit eigenen Aufgaben beschäftigt. Toni checkt die Technik und die Mikrofonanlage: „eins…, zwei…, drei….“ . Gabi bespricht mit dem Personal die Sonderwünsche unserer Gäste: entkoffeinierten Kaffee für die hochschwangere Prof. Dr. K., Sojamilch für Dr. Z., Obstsalat ohne Bananen – wegen der Allergie für Prof. T.
Julia kümmert sich um die frischen Blumen und Getränke für das Rednerpult. Karin wechselt noch schnell die Sitzordnung der ersten Reihe – Prof. Dr. K. verträgt sich mit Prof. T. nicht – die waren mal zusammen, das weiß aber „keiner“. Dani richtet noch die Krawatten von Mark und Tom – die holen die Key Speakers vom Flughafen ab. Die Abholschilder sind auch fertig: nein…keine Papierschilder – wir sind ja modern – sagt ER immer, wir bereiteten also die iPads: Calibri 48, zentriert, Logo 3x3 cm rechts unten – wegen den CI.
7 Uhr 15, Empfangsbereich. Die Namensschilder und Teilnehmerlisten ordnen, Zettel mit Fotos von Key Speakers an das Team verteilen – jeder soll sich die Gesichter einprägen. Ein Blick ins Back Office – alles in Ordnung.
7 Uhr 55, höchste Zeit… ER kommt gleich. Seine Eröffnungsrede ist auf dem iPad, Calibri 12, Akku voll, daneben eine Tasse Kaffee Crema mit einem Würfelzucker – nicht gerührt!
8 Uhr, ER ist da: schwarze Schuhe, maßgeschneiderte Hose, schneeweißes Hemd und der Armani-Duft, den wir alle mittlerweile hassten! ER nimmt die Tasse, und das iPad und fing an,  seine Rede zu üben – die hat übrigens Bianca geschrieben. Wir wussten - man darf Ihn jetzt nicht stören. ER wird in den Konferenzraum spazieren und laut vorlesen: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. (…) ICH habe alles getan, damit Sie sich hier voll fühlen…bla…, bla…“. Ok, alles lauft nach Plan - wir können uns zurück ziehen. Im Konferenzraum blieben nur ER und ein etwas verschlafener Mitarbeiter mit einem großen Wagen voll von Getränken.
8 Uhr 40. Die ersten Gäste checken ein, Key Speakers sind auch da… Ein Krach im Konferenzraum, ER schreit…wir laufen los!
8 Uhr 41, Konferenzraum. ER steht da, sein schneeweißes Hemd ist voller Kaffee, sein iPad zerbricht am Boden zusammen mit einigen kaputten Getränkeflaschen, seine maßgeschneiderte Hose hat ein Loch, wir sehen Blut… Jetzt muss alles schnell gehen! Bianca holt den Erste- Hilfe- Kasten, Julia besorgt Nähzeug, Toni tauscht mit IHM sein Hemd – sie tragen die gleiche Größe, Dani besorgt ein anderes iPad, Gabi holt einen USB-Stick mit der Sicherheitskopie SEINER Rede…
9 Uhr, Konferenzraum. „Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich sehr, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. (…) ICH habe alles getan, damit Sie sich hier voll fühlen…bla…, bla…“
19 Uhr 30, Back Office. Die Konferenz ist zu Ende, die Gäste sind abgereist. Wir packen alles zusammen. ER kommt rein und verabschiedet sich mit den Wörtern: „Bis Montag…“. Die Anspannung lässt nach.
19 Uhr 40,  Bianca holt Sekt und Gläser. Wir stoßen an – ein ganz normaler Tag nach monatelanger Vorbereitungszeit.
19 Uhr 50, Back Office. ER kommt wieder rein – die Stille ist erdrückend, keiner bewegt sich, die Gläser kleben in den Händen. ER sagt ganz leise: „Ich wollte mich bei Euch bedanken…und entschuldigen…“.   
20 Uhr 05, Parkplatz. Wir packen alles in die Autos, ER hilft zum ersten Mal mit…Teamwork…Ein ganz normaler Tag?


Jolanta Czagin (auf Twitter: @wowolek)

Projektgeschichte: Jedermann


Es gibt das Sprichwort „Die schönsten Geschichten schreibt das Leben“. Doch sollten wir nicht von besonderen Ereignissen lernen sondern schon den normalen Alltag als Lehrmeister würdigen.
So lernen wir bei Jedermann’s, die in einem kleinen Vorort einer Großstadt in einem eigenen Häuschen mit Garten wohnen.
Herr Jedermann entdeckte beim Rasen mähen auf dem Nachbargrundstück eine neue Terrasse. Die schon länger bestehende Unzufriedenheit über den eigenen Garten, angereichert mit einem Funken Neid auf den Nachbarn, lässt Jedermann den schnellen Entschluss fassen die eigene Terrasse auch renovieren.

ÜBERMUT
Sofort lässt er den Rasenmäher an Ort und Stelle, und den Rest zu mähender Rasen stehen und räumt die Terrasse leer, zerschlägt die alten Terrassenplatten mit dem großen Hammer  und wirft den Schutt ins Gartenbeet. Als Frau Jedermann am Abend nach Hause kommt findet Sie ein Chaos im Garten vor und stellt ihren Mann zur Rede, der Sie mit seiner Idee der neuen Terrasse überrumpelt.

ÜBERTREIBUNG
Nachdem Herr Jedermann seiner Frau die Idee erzählt hat, ist sie grundsätzlich einverstanden. Allerdings hat sie ihre eigene Vorstellung wie eine Terrasse aussehen muss. Schnell macht Sie ihrem Mann klar, dass das Projekt nur realisiert wird, wenn ihre Wünsche  mit einfließen.
Herr Jedermann möchte eine große Terrasse mit Holzdielen und viel Platz. Dazu einen aus Stein gemauerten Grill. Frau Jedermann möchte aber einen Pool auf der Terrasse mit Poolhaus neben der Terrasse. Außerdem eine freistehende Bar. Die beiden schaukeln sich mit den Ideen und Wünschen so hoch, dass am Ende folgender Plan in den Köpfen entsteht:
Eine Holzdielen-Terrasse mit versenkbarem Pool, ein Poolhaus mit Sauna und eine komplette Gartenküche mit Spüle, Gasherd, Holzgrill, Zapfanlage und Tresen.

ÜBEREILTES HANDELN
Frau Jedermann gefällt jedoch nicht, dass ihr Mann den Garten schon so verwüstet hat. Sie verlangt, dass das Bauvorhaben sofort umgesetzt wird und setzt ihrem Mann eine Frist von 4 Wochen um die Terrasse fertig zu stellen. Sie möchte in 4 Wochen mit ihren Freundinnen auf dem neuen Gartenjuwel feiern.

ÜBERSCHÄTZUNG
Herr Jedermann verspricht seiner Frau den Termin, da er 4 Wochen Urlaub machen kann. „Das schaffe ICH schon Schatz!“
Doch nach 4 Tagen Graben und Schutt karren merkt Herr Jedermann, dass er mit seinen Kenntnissen und dem spärlichen ihm zur Verfügung stehenden Arbeitsmaterial niemals fertig werden kann. Obwohl er die Tage zuvor immer wieder seiner Frau die Einhaltung des Termins versprochen hat, wird ihm immer mehr klar, dass er professionelle Hilfe braucht.

SPARZWANG
Herr Jedermann ist ja nicht nur vielseitig begabt, so glaubt er, sondern ist auch ganz stolz auf seine Jagt nach Schnäppchen. Er setzt in eine Dienstleistungsbörse im Internet eine ausführliche Anzeige mit Zuschlag für den nächsten Tag und Arbeitsanfang in 2 Tagen. Den Zuschlag bekommt der Anbieter „Billigski“ aus einem Osteuropäischen Land. Pünktlich kommt  Herr Billigski zum vereinbarten Tag. Doch an Stelle hochmodernem schwerem Gerät kommt er mit Wörterbuch Polnisch-Deutsch und einem Gehilfen mit Schaufel.  Den ganzen Tag erklärt Herr Jedermann mit Händen und Füssen dem „Bauunternehmer“ das genaue Vorhaben und macht ihm die Dringlichkeit klar. Er glaubt verstanden zu haben, dass ein Tag später  das schwere Gerät und die anderen Fachkräfte kommen. Am nächsten Morgen muss er jedoch feststellen, dass an Stelle von Baggern, 20 Männer mit Schaufeln und Schubkarren in seinem Garten stehen. Nach 2 Tagen, zertretenen Blumenbeeten ums Haus, schmutzigen Handabdrücken an der Hauswand und einem verdreckten Weg im Haus bis zur Toilette, die inzwischen aussieht wie eine Autobahntoilette im Hochsommer, wird Herrn und Frau Jedermann klar, es müssen doch richtige Fachleute angeheuert werden.

FEHLENDE PLANUNG
Herr Jedermann konnte auf die Schnelle eine angesagte aber nicht gerade günstige Gartenbau Firma für das Gartenprojekt gewinnen. Er zeichnet dem Chef der Gartenbau Firma „Selbst & Herrlich“ die groben Ideen auf und erklärt ihm die Wünsche, die er und seine Frau hat. Klar hat er dabei einige Details vergessen. Außerdem ist der Gartenbauer so von sich und seiner Firma  überzeugt, dass er Normal das tut was er für richtig hält. Herr Jedermann macht noch einmal die Wichtigkeit der Termineinhaltung klar, worauf der „Gartenkünstler“ nickend lächelt.

FEHLENDE KONTROLLE
Herr Jedermann ist sichtlich von den letzten Tagen erschöpft und überredet seine Frau zu einem Spontanurlaub für 8 Tage. Er versichert seiner Frau, dass „Selbst & Herrlich“ genau instruiert wurden und untermauert sein Vertrauen an die Firma mit dem hohen Honorar. Es ist Samstag und die beiden wollen nicht bis Montag warten, sondern reisen Sonntag schon ab ohne den Gartenbauer Bescheid zu geben. Als die beiden jedoch 8 Tage später nach Hause kommen, trifft sie beinahe der Schlag. Außer dem Poolhaus ist noch nichts fertig gestellt, und dieses hat optisch die Ähnlichkeit einer kleinen Ritterburg. Im Briefkasten findet das Ehepaar Bestellbestätigungen für Material und Komponenten im Wert für über 130.000 Euro.

ZU KURZFRISTIGES DENKEN
Frau Jedermann nimmt die Sache in die Hand. Sie nimmt sich die Gartenbau Firma zur Brust. Ihren Party Termin im Fokus ist sie bereit Abstriche bei den Wünschen zu machen. Außerdem sollen die Kosten auf ein viertel gesenkt werden. Aus dem versenkbaren Pool wird ein fest stehender Whirlpool. Die Gartenküche wird ganz aus der Planung genommen. Die unnötigen Materialien werden abbestellt.
„Selbst und Herrlich“ können den Termin halten und die Herrin des Hauses kann die Gartenparty mit ihren Freundinnen feiern.
Am Tag danach sitzen Frau und Herr Jedermann gemeinsam auf ihrer Terrasse und stellen fest. Wir müssen demnächst unsere Terrasse noch etwas verschönern.



Und wenn wir uns bei den Jedermann’s wieder erkannt haben, dann sind wir ehrlich zu uns, denn die schönsten Geschichten schreibt das Leben.