Donnerstag, November 10, 2016

Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teil(-Geschichten)

Wenn der Zusammenhang klar ist, werden auch die Details verständlich.
Christian kämpft gegen das Unverständnis in seinem Team. Jeder sieht nur seinen Anteil an einem Auftrag. Scheinbar ist niemand in der Lage, das Gesamtbild zu verstehen. Bei der letzten Lieferung von exklusiv verpackten Werbesets (davon lebt Christians Firma) an einen besonderen Kunden hat doch glatt jemand die Packliste schlampig gelesen und die Werbesets  falsch verpackt. Dabei hätte das auf den ersten Blick klar sein müssen, dass für „Weihnachtspackerl“ kein Sommerblümchen-Design passend ist.

Ich kenne Christian als geduldigen und engagierten Teamleiter. Nur bei vermeidbaren Fehlern wird er fuchsteufelswild. Was vermeidbare Fehler sind, darüber kann man mit ihm ganz wunderbar streiten. Bei unserem letzten Streit darüber war dann klar, dass mein persönliches Weltbild von „Fehlern“ ein ganz anderes ist, als seines. Das hat uns letztendlich zu einigen interessanten Erkenntnissen geführt.

Christian hat den Fehler in der Verpackung entdeckt, weil er zufällig an der Packstation vorbeikam, auf der Suche nach einer Lösung für ein anderes, aber ähnliches Problem. Außer ihm scheint niemand solche Details zu bemerken.
Fehlerbehebung per Zufall ist anstrengend und nicht sehr zuverlässig, findet Christian. Und an die Reaktion des Kunden, der fast Weihnachts-Sets im Sommerdesign erhalten hätte, mag er gar nicht denken. Das Verhältnis mit diesem Kunden ist sehr gut; der Kunde legt aber auch großen Wert darauf, dass man ihn und seine Wünsche vollkommen versteht und  hohe Qualität abliefert. Fehler im Verpackungsdesign sind schlicht undenkbar.
Wie schafft es Christian nun, dass sein Team um solche Besonderheiten weiß und der Wunsch des Kunden nicht nur beim Sales-Team, kurz auftaucht und dann in der Hektik der Auftragsbearbeitung einfach wieder vergessen wird?
Wenn jeder ein Bild im Kopf hat, das den Auftrag und den zugehörigen Kunden mit seinen Besonderheiten zeigt, kann sich jeder vorstellen, was passiert, wenn der Auftrag gut oder eben nicht gut ausgeführt wird.
So wie eben der letzte Kunde: „Sehr empfindlicher und qualitätsbewusster Kunde mit Sonderwünschen bei der Verpackung der Ware, dafür großzügig, wenn ihm alles gefällt“.
Christian hat diese „Short-Story“ sofort im Kopf, wenn er an diesen Kunden denkt. Die Kollegen nun auch. Und sie fangen an, mit „Short Stories“ Kunden und Aufträge zu erklären – und die wichtigsten Details werden immer weitererzählt.

Christian verfeinert gerade seinen Führungsstil „Management by Short Story“ – und wir haben einen Riesenspaß dabei und manchmal auch einigen Streit. Und immer verblüffende Erkenntnisse. Immer dann, wenn seine Short Story bei mir ganz anderes ankommt, als er sich das zuvor gedacht hat. Meistens finden wir dann noch eine Geschichte hinter der Geschichte, die dazu geführt hat, dass ich seine ursprüngliche Geschichte ganz anders verstand, als Christian es geplant hatte.

Und wir freuen uns immer, wenn wir wieder eine besonders treffende „Kundenauftrags-Story“ gefunden haben, die den Auftrag für das ganze Unternehmen unverwechselbar erklärt und jedem die wichtigsten Details sofort vor Augen führt. Christians Team freut sich übrigens, weil sich Christian nicht mehr so oft lautstark aufregt….

Short Stories kann man also nicht kaufen, aber für sich selbst bauen, so wie sie gebraucht werden.
Wann: 24./25. November in München beim Workshop zum Business Storytelling

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