Freitag, November 20, 2009

Von Redelöwen und Redefischen

Für alle Berater, Projektleiter, IT-Consultants ist dies eine tägliche Erfahrung: man hat sich auf eine Teamsitzung vorbereitet, das Thema festgelegt und die Agenda bestimmt - doch in der Sitzung geht es auf einmal um etwas ganz anderes. Und nun?

In jeder Besprechung kann man beobachten, dass sich nicht alle Anwesenden in gleicher Weise an der Diskussion beteiligen. Es können 10 oder mehr Personen anwesend sein und die Diskussion findet trotzdem nur zwischen 3 oder 4 Personen statt. Was ist mit den anderen? Haben sie keine Lust? Kommen sie nicht zu Wort? Wollen sie ihr Wissen für sich behalten? Oder sind sie einfach von Natur aus stiller?


Die stillen Teilnehmer sind wie "Redefische". Sie sind anwesend, tragen jedoch wenig zum Inhalt und / oder Erfolg der Veranstaltung bei. Vielleicht denken sie heftig mit, sagen nur nichts. Niemand kann davon profitieren, wenn sie sich nicht äußern.


Der Moderator muss dafür sorgen dass sich die Redefische auch während der Besprechung äußern, nicht erst – schlimmstenfalls – hinterher Entscheidungen kritisieren.


Wenn man über die vielen Wortbeiträge der "Redelöwen" nachdenkt,fällt einem vielleicht erst nachträglich auf, dass diese Teilnehmer manchmal viele Worte für wenig Inhalt gebrauchen. Sie haben zum Beispiel nur Argumente wiederholt, dies aber stets mit anderen Worten. Sie haben vielleicht Dinge zum Thema gemacht, die zwar interessant, aber nicht Thema der Veranstaltung sind. Vielleicht wurde auch ein Machtkampf zwischen 2 oder 3 anwesenden Redelöwen angezettelt. Die Analyse solcher Diskussionen führt zu folgendem typischen Ergebnis.

Dies sind Beispiele, die Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung beliebig ergänzen können.

Typisch für Redelöwen ist:
  • Wiederholungen
  • Weitschweifigkeiten
  • Selbstdarstellung
  • Machtkampf
  • Imponiergehabe
  • Angeberei mit Wissen
  • starkes Engagement
  • ungeordnete Gedanken
  • Spaß am Wortgefecht

Typisch für Redefische ist:

  • Schüchternheit
  • Kluges Mitdenken – nichts sagen
  • konfliktscheu
  • aber auch: kein Mitdenken
  • Langeweile
  • mangelnde Kreativität
  • taktisches Belauschen
  • Zurückhaltung
  • mehr sachlich als emotional

Und was kann man tun? Zum Beispiel:

  • Argumente werden ständig wiederholt:
    Lösungsvorschlag: Kontroverse Standpunkte am Flipchart fixieren. Bei einer Wiederholung auf das Flipchart verweisen.


  • Redebeiträge werden zu Vorträgen:
    Spielregeln in der Gruppe vereinbaren, z.B. Nicht mehr als 5 Sätze pro Beitrag oder
    bei längeren Beiträgen die Zustimmung der Gruppe einholen.

  • Persönliche Angriffe: Das wird vom Moderator sofort unterbunden - auf keinen Fall zögern.

  • Killerphrasen z.B.:“Das hat noch nie funktioniert“ “So was geht grundsätzlich nicht“
    Lösungsvorschlag: Eine Killerphrase sofort als solche ansprechen und entlarven – dazu hat jeder Teilnehmer das recht.


  • Stumme Teilnehmer: Redefische aktiv um Stellungnahme bitten
Das entschärft vielleicht noch nicht jeden Auftritt von Redelöwen, und nicht jedes "Verstecken" von Redefischen. Aber mit dieser Metapher hilft es dem Projektleiter, leichter zu erkennen, wann er "Dompteur" und wann er "Angler" sein muss.

Wenn Sie lernen wollen, Ihre Redelöwen und Redefische besser zu erkennen und Ideen für ihre ganz persönlichen Dompteur-Regeln und Angel-Strategien entwickeln wollen, laden wir ein zum Abendworkshop am 09.12.2009 in München

Was bei dieser Betrachtung auch außen vor bleibt: die Gründe der einzelnen Redefische und Redelöwen, sich so zu verhalten. Doch das ist wieder eine andere Geschichte...
Dazu demnächst mehr.


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